Sonntagsoutfit: Widmer & Theodoridis, Eschlikon

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Am vergangenen Sonntag ist eine weitere Folge des wöchentlichen „Sonntagsoutfits“ erschienen – für die Serie in der „NZZ am Sonntag“ spüren wir jeden Sonntag spannende Individuen auf, die sich am Sonntag in einem besonderen Outfit präsentieren. Meistens ziehen wir einfach los, aufs Geratewohl – nur mit einer Hoffnung im Gepäck, ein gutes Bild zu schiessen. An diesem einen Sonntag fuhren wir aber ganz gezielt zu Werner Widmer und Jordanis Theodoridis nach Eschlikon, die wir schon kannten und schätzten. Es hätte in dem Dorf wohl kein anderes Motiv gegeben.

Zum ersten Mal trafen wir Werner und Jordanis an einem Sonntag in der Ostschweiz, als sie mit ihrem wunderschönen weissen Citroën SM an einer Tankstelle Halt machten, auf dem Rücksitz ihr absurd grosser Hund, die Dogge Idda. Es war ein bizarr-schönes Bild. Wir machten einen kleinen Schwatz, wenige Tage später schrieb mir Werner Widmer eine Nachricht, wir möchten sie doch mal besuchen. Das taten wir – und staunten nicht schlecht, als wir sahen, was die beiden Herren auf dem Grundstück ihres ländlichen Hofs in Eschlikon errichtet hatten: Ein moderner, kantiger Kubus aus Holzlatten, der ihnen als Galerie dient. Wir waren begeistert.

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Die Galerie Widmer Theodoridis ist sehr besonders – es gibt in der Ostschweiz zwar viele spannende Orte mit kosmopolitischem Flair, aber kaum etwas, das privater Art ist und sich mit diesem kühnen Wurf messen kann. Der zwei Stockwerke hohe Bau, von Werner und Jordanis liebevoll „unser Böxli“ genannt, ist formal wie funktional ein toller Wurf. Die Kunst, die sie dort zeigen und vermitteln, ist nicht weniger charakterstark.

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Und hier kommt der Text zu den beiden inzwischen sehr lieb gewonnenen Galeristen mit Stil!

Drei oder mehr Karos kombinieren? Kein Problem, sagt ein Galeristen-Duo und bringt urbanes Flair in die Thurgauer Provinz.

„Raus aufs Land!“ – dieser Schlachtruf ertönt am Wochenende in vielen Haushalten. Dann steigen alle in ihre Fahrzeuge und verstopfen für einen Tag die Bundes- und Autobahnen, um irgendwo Landluft zu schnuppern und idyllische Fotos für die Facebook-Timeline zu schiessen. Am Abend kehren dann alle gleichzeitig in ihre suburbanen und kleinstädtischen Refugien zurück und träumen nachts von grünen Wiesen, grasenden Kühen und Alpenpanoramen. Und davon, wie es wäre, dort zu leben, wo die Idylle Dauerzustand ist.

Für Werner Widmer (48) und Jordanis Theodoridis (50) wurde „Raus aufs Land!“ vor anderthalb Jahren zum festen Plan: Sie gaben nacht acht Jahren ihre Galerie im Zentrum von Zürich auf und begannen in der Mitte von Nirgendwo, nämlich im thurgauischen Eschlikon, einen neuen Lebensabschnitt. Dazu liessen sie auf einem Grundstück vor ihrem umgenutzten Bauernhaus eine ultramoderne, mit grauen Holzlatten verkleidete Galerie-Box bauen, die wie ein Monolith im ländlichen Dorf thront. Hier zeigen Widmer & Theodoridis zeitgenössische Kunst auf zwei Etagen – und empfangen oft auch am Sonntag Besucher, die eine „Landflucht“ machen, um die Ausstellungen zu sehen.

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Für die zwei gut aussehenden Herren im besten Alter bedeutet dies, sich für ihre Besucher fein zu machen. Sie tun dies ohne Mühe, denn sie haben beide Spass an Kleidung. Sie muss nicht teuer oder von klingenden Marken sein, aber gut sitzen. „Es kostet ja gleich viel Zeit, sich gut oder schlecht anzuziehen, also warum nicht das Beste draus machen?“, sind die Galeristen überzeugt. Immer mit von der Partie ist die zwei Jahre junge Doggen-Dame Idda – der imposante, aber höchst liebenswerte Hund ist ihr Markenzeichen und schönstes Accessoire.

Jordanis Theodoridis (seit seinem 16. Lebensjahr mit Vollbart) trägt ein wollenes Jackett von Drykorn, das einen spannenden Farbverlauf von Steingrau zu Anthrazit hat. Dazu kombiniert er eine schmale Hose mit feinem Hahnentritt-Muster von Suit Supply und ein weisses Hemd von Prada. Das Einstecktuch ist von Lardini, die geschnürten schwarzen Schuhe sind von Cheaney. Theodoridis trägt ausserdem gerne Schmuck-Armbänder – ein Spleen, worüber sein Partner nicht immer begeistert ist.

Werner Widmer (mit Schnauz), der selbst auch künstlerisch tätig ist (Spezialität: Installationen aus Würfelzucker), hat ein ausgeprägtes Flair für Muster. Er kombiniert unbekümmert drei verschiedene Karos und dazu noch ein Einstecktuch mit Blumenmuster – ein Wagnis, das nur Sattelfeste meistern. Das Jackett ist von Simon Gray, die Hose von Etro und das Hemd von Van Laack. „Ich kann auch gerne noch mehr Karos zueinander kombinieren“, scherzt Widmer. Kleines Detail: die Schuhe von Officine Creative haben keine Schnürsenkel. Ausserdem hat Widmer immer ein weisses Taschentuch und ein Taschenmesser dabei. „Weil beides höchst praktisch ist.“ So sind sie bei aller Exzentrik dann eben doch, die Ostschweizer: sehr alltagsorientiert.

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