Was sind Alternativen zum Anzug?

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Ich bin ein regelmässiger Leser Ihrer Beiträge in der NZZ am Sonntag. Nun würde ich gerne mal Ihren Rat in Anspruch nehmen. Ich arbeite seit ein paar Jahren im Asset Management als Portfolio Manager von Obligationen. Unsere Firma unterscheidet sich wesentlich von einer Bank und deren teils zwielichtigen Mitarbeitern. Nun betreuen wir natürlich auch grosse institutionelle Kunden und besuchen diese regelmässig. Ich möchte mich gerne auch modisch vom klassischen Banker distanzieren und nicht im Anzug beim Kunden erscheinen. Gibt es in der Geschäftswelt überhaupt Alternativen? Ich dachte dabei an einen massgeschneiderten Veston mit Gilet. Ich würde natürlich eine Krawatte tragen, möchte aber auf die klassische Anzugshose verzichten. Was ist Ihre Meinung dazu? Oliver R.

Ich habe Ihre Zeilen sehr genossen, weil Sie etwas schildern, das ich auch empfinde: Ein zunehmendes Unbehagen beim Anblick dieser uniformierten Business-Soldaten in ihren mittelprächtigen Konfektionsanzügen aus bügelfrei ausgerüsteter Wolle. Wenn sie da so in Grüppchen rauchend vor ihren Glashäusern auf der Strasse stehen, kommen sie mir manchmal armseliger vor als herumlungernde Kids. Und immer öfter beschleicht mich das Gefühl, dass diese Herren ihre Anzüge nicht aus Lust, sondern mit Frust tragen und keine rechte Beziehung mehr zu ihrem Outfit haben. Weil sie die Konvention hassen. Es ist selten geworden, dass man einen Mann sieht, der wirklich souverän und mit einem gewissen Rückgrat einen guten Anzug trägt. Das kann immer noch hervorragend aussehen, aber es braucht ein gewisses Können.

Das, was Sie beschreiben, ist ein Riesenthema in der klassischen Herrengarderobe: Smart Casual – oder Business Casual. Ich trage das selber auch oft. Also entspannt, aber korrekt angezogen. Ich meine, dass es gerade für den Job, den Sie haben, eine Chance ist. Kaufen Sie Jacketts und Hosen separat. Eine Weste ist auch schön, aber wichtiger sind gute Hemden, die sitzen. Die Hosen können uni oder gemustert sein, im Moment mag ich auch die klitzekleinen Web-Dessins, also Muster im Stoff. Das Jackett sollte leicht und bequem sein, kaum Polster und Einlagen und wenn möglich maximal ein halbes Futter haben. So fühlen Sie sich weniger eingeengt. Denken Sie auch an Baumwolle, Seide und Leinen. Bei den Hemden würde ich mich auf hellblau und weiss beschränken. Ein solches Outfit können Sie mit oder ohne Krawatte tragen. Wenn Schlips, dann ein schmaler, nicht zu glänzender. Und tragen Sie zu diesem weicheren, freizeitlich inspirierten Kleidungsstil unbedingt die besten Schnürschuhe, die Sie bekommen können. Denn mit Sneakers sehen Sie dann doch zu sehr wie ein Tourist aus. Sie dürfen drei Mal raten, wo man all dies bekommt? Der LINK hier könnte eine Antwort sein …

Jackett von AP&CO, Masshemd von Alferano, Krawatte von Cabinet, Hose von Incotex, Gurt und Tasche von Neri Firenze, Schuhe von Church's.

Jackett von AP&CO, Masshemd von Alferano, Krawatte von Cabinet, Hose von Incotex, Gurt und Tasche von Neri Firenze, Schuhe von Church’s. Alles erhältlich bei AP&CO in Zürich.

 

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