Was bedeutet „Smart Casual“?

Den Dresscode "smart casual" kann man auch kreativ und zu eigenen Gunsten interpretieren.

Über den Kurzmitteilungsdienst Twitter bekam ich kürzlich eine für jedermann lesbare Frage zum Dresscode „Smart Casual“, bat dann aber darum, diesen nicht dort erörtern zu müssen, sondern auf einem etwas diskreteren und persönlicheren Weg, der auch einen Nebensatz mehr als absolut nötig zulässt. Und so kam ich zu folgender Frage von Else B. – sowie zur dazu gehörenden Antwort:

Else B.: „Ich bin Künstlerin und an eine Party in die Amerikanische Botschaft eingeladen. Eine befreundete Ex-Diplomatin hat mir erklärt, dass die Amerikaner den angegebenen Dresscode sehr ernst nehmen und ziemlich eng auslegen, das heisst: für Frauen ein Kleid  und geschlossene Schuhe, keine Jeans und allerhöchstens sehr erlesene Sneakers. Für mich als Künstlerin mit relativ simpler, neutraler Kleidung, fast immer Hosen tragend, entspricht eine „verdünnte“ Business-Kleidung überhaupt nicht meiner Person. Ich entspreche weder dem Klischee einer Künstlerin noch einer Businessfrau. Meist trage ich Jeans und simple, aber qualitativ hochstehende T-Shirts oder Hemdblusen und bequeme, flache aber hoffentlich nicht biedere Schuhe, allenfalls eine blazerartige Jacke, alles ohne Logo. Müsste ich mich nun in ein Kleidchen stürzen, fühlte ich mich verkleidet.“

„Smart casual“ ist ein weit dehnbarer Begriff, der gerade deshalb so oft zur Anwendung kommt, weil er eine grosse Unschärfe zulässt. Im Grunde sagt der Veranstalter damit: „Ich möchte, dass sich meine Gäste fein machen, aber auch, dass sie sich selbst bleiben und bitte nicht so herausputzen, als gingen sie zur Opernpremiere.“ Der Begriff enthält unverkennbar das Wort „Casual“, also: „Der Situation entsprechend“ oder auch einfach „lässig“. „Smart“ wiederum insinuiert, dass es etwas mehr als banale Alltags- oder Freizeitgarderobe sein sollte. Also etwas zwischen All- und Festtag. Ein Zwitterding. Und für viele Menschen ein Rätsel. Denn was Freizeitmode ist, wissen die meisten – ebenso ist klar, wie man sich festlich anzieht. Aber das dazwischen lässt viel Interpretationsspielraum zu. Es geht eigentlich nicht so sehr um „verdünnte Businesskleidung“, wie Sie dies so amüsant schreiben, sondern um veredelte Alltagskleidung. Und darf ich mal zurückfragen: Warum tiefstapeln, wenn der Dresscode auch Grossartigkeit zulässt? „Smart casual“ kann auch edel sein!

Meine Empfehlung an Sie wäre daher: Rock oder Kleid wären sicher schöner als Hosen, aber wenn Sie sich in Hosen authentischer fühlen, geht das auch. Nur bei Jeans sollten Sie skeptisch sein. Werfen Sie in diesem Fall umso mehr in die Waagschale, was Schuhe und das Oberteil betrifft. Eine Blazerjacke oder eine schöne Bluse etwa. Umgekehrt können Sie aber zu einem Kleid auch einfach ein Strickjäckchen tragen, um es „casual“ wirken zu lassen. Alles entscheidend sind letztlich die Schuhe: Die sollten etwas schicker als für den Hundespaziergang sein. Falls Sie von einem Herrn begleitet werden, hier noch der Tipp für dessen Garderobe: Bitte wenn immer möglich Hemd und Jackett und gute Schnürschuhe. Ein Anzug oder eine Krawatte sind aber nicht nötig. Ich hoffe, dass Sie eine frohe Party haben werden, ohne zu viel über Ihr Outfit nachdenken zu müssen!

2 Comments

  • Antworten Juni 24, 2015

    Ray

    Genau:

    „Bitte wenn immer möglich Hemd und Jackett und gute Schnürschuhe.“

    Dazu sollte natürlich auch eine anständige Hose gehören. Das heisst, nicht irgendwelche Jeans welche total verwaschen sind, sondern ein paar anständige Chinos.

    Die genannte Kombination sollte für einen Mann nicht nur für Smart Casual Events in betrachtet zogen werden, es sollte als die Uniform für den modernen Mann verstanden werden.

    Wenn ein Anzug zu formell ist, aber man auch nicht gerade am Strand in Koh Samui ist, ist Jacket, Hemd und Chino für einen Mann immer angebracht, gerade in der Stadt.

    Auch mit diesen Kleidungsstücken kann man noch genug Individualität einbringen wenn man ein wenig modisches Gespür hat, zum Beispiel mit einem Einstecktuch oder farbigen Socken.

    Gruss
    Ray

  • Sehr gut Ray, danke Dir. Das klingt jetzt komplett.

Leave a Reply