Gestern Sonntag ist die jüngste Folge des „Sonntagsoutfits“ in der „NZZ am Sonntag erschienen. Es zeigt einen Mann im besten Alter, der nicht der Konvention entsprechend gekleidet ist – Matthias Frey aus Lenzburg trägt gerne Kleidung von Christa De Carouge, der Schweizer Hohepriesterin des luxuriös-minimalistischen Existenzialismus. Ihre Mode ist bekanntlich sehr weit geschnitten – eine willkommene Abwechslung zu all dem hipsterigen Slim-Fit-Style, den man sonst so sieht.
Ich traf Matthias am eidgenössischen Buss- und Bettag im September, als De Niz ihre erste Kollektion in Zürich vorstellte. Deniz Ayfer aus Rorschach ist die „Erbfolgerin“ der (unverändert quicklebendigen und putzmunteren) Zürcher Designerin Christa De Carouge und wird deren Ideen und Volumen künftig unter dem Namen De Niz produzieren. Das wird keine leichte Aufgabe. Denn Deniz hat nicht das Charisma und die Ausstrahlung von Christa De Carouge, deren KundInnen ja regelrechte Fans von ihr sind.
Also greift Christa De Carouge dem neuen Label De Niz weiterhin tatkräftig unter die Arme und ist selbst nicht nur wichtigste Impulsgeberin und Botschafterin der Kollektion, sondern auch jene umtriebige Netzwerkerin und Social Lady, als die man sie kennt und liebt. Wenn sie ihre Gemeinde ruft, pilgern sie los. Im kommenden Frühling wollen Deniz und Christa sogar einen gemeinsamen Laden in Zürich eröffnen, hört man … dazu zu gegebener Zeit mehr.
Hier und jetzt soll es aber um das Ereignis gehen, an dem wir Matthias Frey, 47, trafen, der in seinen weit geschnittenen, schwarzen Hüllen (das meiste davon von Christa De Carouge) wie ein Mann aus einer anderen Welt anmutet. Träfe man ihn an einem Bahnhof, würde man wohl stehen bleiben, weil diese Volumen für Männer schon sehr ungewöhnlich sind. Im Kontext einer „schwarzen Messe*, wie die Zusammenkünfte der „Carougiens“ oft wirken, war Matthias aber völlig selbstverständlich. Wie an einer schwarzen Messe sah es bei Sato in Zürich aus – freilich einer voller kultivierter, höflicher und gut situierter Individuen.
Die meisten Menschen, welche Kleidung von Christa De Carouge tragen, sind weiblich, nicht mehr blutjung und möchten ihren Körper nicht mehr provokativ zur Schau stellen. Männer, die diese lose den Körper umspielenden Kreationen tragen, sind in der Unterzahl. Matthias Frey sagt: „Ich habe viele Trends mitgemacht, doch mit vierzig dachte ich: Jetzt ist gut, jetzt musst Du Dich entscheiden.“ Seither trägt er nur noch weit und schwarz. Und es gefällt ihm. Auch, weil es bequem sei: „Früher trug ich auch Slim-fit, aber jetzt ertrage ich das Gefühl enger Hosen nicht mehr.“