Zum sechsten und letzten Mal am Vintage Velo Festival „Bergkönig“ im exquisiten Berner Oberländer Bergdorf Gstaad teilgenommen – die Veranstaltung zieht kommendes Jahr an einen neuen Ort um. Wohin, ist noch nicht ganz klar, es wird wohl aber irgendwo im ländlich-hügeligen Gebiet zwischen Bern und Zürich sein. Mit einem zentraleren Austragungsort hofft der Veranstalter, die zuletzt gesunkenen Teilnehmerzahlen wieder steigern zu können.
Ein Tapetenwechsel wird dem Event gut tun. Denn der „Bergkönig“ hat, das zeigen ähnliche Formate wie die „Eroica“, viel mehr Potenzial, als er derzeit ausschöpft. Das Thema liegt derart in der Luft. An einem neuen Ort sind dann vielleicht auch die Hotelpreise etwas ziviler als in Gstaad – dieser Ort, ein touristischer Selbstläufer, ist für Menschen mit „normalem“ Budget kaum mehr zu bezahlen. Das hindert potenzielle Teilnehmer, sich anzumelden.
However: Die sechste Ausgabe des „Bergkönigs“ war etwas kleiner, aber dennoch wie immer sehr charmant. Moderator Franco Marvulli führte die Meute mit Charme und Kenntnis durchs Programm. Und wieder hatte Veranstalter Alex Beeler, wie meistens in den letzten sechs Jahren, ziemliches Glück mit dem Wetter. Zwar war der Bergsprint am Freitagabend verregnet, aber der Samstag und Sonntag boten prächtiges Spätsommerwetter für die Touren um Gstaad. Das Gewitter vom Samstag fand exakt zum Zeitpunkt des Apéros aus der gedeckten Hotel-Terrasse statt.
Uns fiel einmal mehr die ehrenvolle Aufgabe zu, am Samstag die „Style Trophy“ für einen besonders gelungenen Mix aus Mensch, Outfit und Zweirad zu vergeben. Keine leichte Aufgabe. Aber am Ende doch machbar. Es gab am Apéro im Park Hotel Gstaad fünf Pokale:
- Für das 13-köpfige Team Allegro, angeführt von Initiant Daniel Heinen (Startnummer 132) aus Saanen – einen solchen Auftritt, inklusive Begleitfahrzeug, hat der Bergkönig noch nicht gesehen!
- Das Tandemgespann Ueli und Patricia Reber aus Horgen ZH auf einem 1972er Peugeot für zwei Personen (Startnummer 200) – zusammen macht das Vintage Festival auf jeden Fall mehr Spass!
- Für den coolen Jeremy Hackney (Startnummer 102) auf seinem 1978er Renner von Hugo Koblet – bei ihm stimmte, bis auf die nicht rasierten Beine, einfach alles.
- Für das Duo Ursula und Hanspeter Schelker aus Bern (Startnummern 205 und 206) als Team Grandis Campagnolo – Alter ist kein Grund, nicht aktiv zu sein.
- Für die liebenswerte Erin Williams aus Ridgewood/USA (Startnummer 146) – das schönste Accessoire für diesen Event ist immer noch ein strahlendes Lächeln (nebst dem tollen Peugeot-Velo).
Natürlich hätte man auch Simon Langhard (Nr. 51), Alex Gericke „Deus ex Machina“ (Nr. 128), Christian „Z“ Trachsel (Nr. 95), Claudio „Itca“ Cathomen (Nr.124) oder Torsten Ritter (Nr. 202) auf seinem DDR-Diamanten auszeichnen können, aber: Erstens haben einige davon bereits in den letzten Jahren Pokale bekommen und zweitens sind sowieso schon zu viele Männer und zu wenig Frauen am Start. Also haben wir versucht, die weiblichen Aspekte etwas stärker zu gewichten.
Manche Teilnehmer am „Bergkönig“ investieren beträchtliche kreative und finanzielle Reserven in ihr Vintage-Hobby und haben Idole, denen sie bis ins Detail nacheifern … siehe Foto oben. Solches zu sehen und darüber zu fachsimpeln ist für mich immer sehr erfrischend. Es zeigt: Kleidung kann so viel mehr sein als nur eine Hülle.
Also, Ende für dieses Kapitel – Es war wieder ein toller Spass, darum hoffentlich auf bald, im Emmental oder wo auch immer!