In der Männermode geht es um Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Vieles mag vordergründig gleichwertig oder austauschbar wirken, doch wer sich mit Mode beschäftigt, der sieht trotzdem, ob sich jemand beim Anziehen Gedanken gemacht hat oder nicht. Ob sich jemand bewusst und mit Freude an der Mode anzieht – oder ob er einfach etwas anhat.
So war es auch, als wir vor einem Monat Christian Sommer auf der grossen Rampe zur ZHdK in Zürich (Toni-Areal) trafen. Der junge Mann hatte eine Ausstrahlung, die überdurchschnittlich war. Und obwohl wir ihn noch nie gesehen hatten, merkten wir, dass uns nicht nur gemeinsame Interessen, sondern auch Überzeugungen verbinden. Christian macht eine Weiterbildung zum Herrenschneider, „weil ich die moderne Konsumgesellschaft schrecklich finde und mit meinem neuen Berufsziel versuchen will, ein Stück weit dagegenzuhalten.“
Davon handelt die zweite Folge des „Sonntagsoutfits“ in der NZZ am Sonntag, die heute erschienen ist. Der Look von Christian mag auf den ersten Blick nicht spektakulär scheinen. Doch seine Kleidung vermittelt unmissverständlich, dass er ein Mann mit Überzeugungen und Hingabe ist.
Because fashion talks. It’s all about the details.
Und da gab es noch eine junge Frau, die uns am selben Ort begegnete und die wir ebenso toll fanden: Karin Kurzmeyer. Sie ist Künstlerin, hat soeben an der ZHdK abgeschlossen und wirkte in ihrem XL-Männermantel so lässig, wie man es an einem Sonntag nur wünschen mag.
Sie fiel uns auf, weil sie eine entspannte, natürliche Lässigkeit ausstrahlte. Was entscheidend auch an ihrem weiten, marineblauen Mantel lag, dessen leuchtend blaues Futter hervor blitzte. Es ist ein Männermantel aus gewachster Baumwolle, und zwar von A.D.Deertz aus Berlin, einer jungen Marke, die in Zürich etwa bei Making Things erhältlich ist. „Ich trage gerne Männersachen, weil sie oft bessere Schnitte und interessantere Materialien haben“, lacht Karin Kurzmeyer, „Ausserdem brauche ich dank der grossen Manteltaschen keine Handtasche für meinen Geldbeutel und mein Handy.“ Der klassisch italienisch-feminine Modestil stehe ihr nicht, sagt die Künstlerin, welche die entspannte Kombi von Jeans (Mavi), Sneakers (Date) und Sweater als „typischen Alltagslook“ bezeichnet: „Ich orientiere mich stilistisch eher nach Norden als nach Süden.“
Natürlich immer mit dabei: Nina, die man ebenso gut auf die Seite „Sonntagsoutfit“ hieven könnte, aber das gilt ja nicht: wir suchen für diese Rubrik prinzipiell die Überraschung, das Unbekannte und Erhellende.