Sonntagsoutfit: Bruno Schaller, Luzern

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Die jüngste Folge meiner sonntäglichen Kolumne „Sonntagsoutfit“ vom 3. April 2016 zeigt den Luzerner Bruno Schaller, den ich an der Promenade am Vierwaldstättersee traf. Ich schlich eine Weile um ihn herum, weil er auch am fotografieren war, und unter Papparazzi lässt man sich in der Regel in Ruhe. Aber dann musst ich ihn doch ansprechen, weil sein Outfit aus der Menge der grauen Nylonjacken an dem Sonntag deutlich hervorstach.

Bruno Schaller liebt gute alte Dinge – seine Vespa oder seine Hasselblad-Kamera. Genauso gerne mag er aber gute Kleidung von heute.

Die Seepromenade in Luzern ist ein schöner Ort – auch bei zugigem Wetter flaniert hier am Sonntag die halbe Innerschweiz, dazu schubweise asiatische Touristen, welche die Stadt und das Panorama durch ihre Kamerabildschirme wahrnehmen. Als ich dort unterwegs war, fiel mir zwischen den noch kahlen Platanen ein Paparazzo auf, der mit einer alten, eleganten Mittelformat-Kamera hantierte – es war der Luzerner Bruno Schaller, 57, der in seiner Freizeit gerne fotografiert und auf so genannten Foto-Walks seine Umgebung dokumentiert.

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Bruno Schaller ist Schulleiter und fiel mir nicht nur seiner Kamera wegen auf, sondern auch, weil er sehr modisch und farbig angezogen war. Er trug eine kurze, cognacfarbene Lederjacke von Blauer und darunter eine kernige gelbe Strickjacke von Marc O’Polo, die er bei PKZ in Luzern fand. Sein weisses Hemd war von WE, das bunt bedruckte Halstuch von Navyboot hat er bei Schild gekauft – „Ich habe mir den Schal von einem Verkäufer als zu der Jacke passend empfehlen lassen“, sagt Schaller. Er lasse sich gerne beraten, auch wenn er selber durchaus wisse, was ihm steht. Die Jeans (Modell Thavar) von Diesel etwa, gekauft bei Relax – andere trägt er nicht. Und auch die Schnürstiefel von Timberland hat er bei Imgrüth in Luzern bewusst ausgesucht, weil er einen hellen Schuh wollte: „Ich finde es schade, dass die Menschen sich oft so dunkel anziehen, als ob die kühleren Monate nicht sowieso schon depressiv genug wären.“

Bruno Schaller hat Spass an Kleidung, wie er frohgemut zugibt. Das sei schon immer so gewesen, und das Talent, sich anzuziehen, hat er seinem Sohn Joël weitergegeben. Im Beruf fügt sich Schaller den Konventionen – „business-like“ muss es sein –, doch am Wochenende mag er’s lässiger. Dem ehemaligen Piloten ist durchaus bewusst, dass er ein Stück modischer angezogen ist als viele Männer seines Alters. „Unsere Gesellschaft wird älter, und dem trägt die Modebranche inzwischen Rechnung“, sagt er und grinst:„Schade nur, dass viele Männer das nicht zu bemerken scheinen und mit zunehmendem Alter lieber ihre Selbstvertrottelung inszenieren.“

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Stilistisch fühlt sich Bruno Schaller von den 50er bis 70er Jahren angesprochen. Er mag einen kultivierten Retro-Stil und sagt: „Damals hat man Design produziert, das nicht nur schön, sondern auch funktional war.“ Aus dieser Zeit sind auch eine alte Vespa und eine Harley-Davidson Softail, die Schaller gerne fährt – sowie seine Hasselblad 500C/M-Mittelformatkamera. „Von dieser Kamera habe ich schon als Kind geträumt“, sagt Schaller, „und jetzt, wo es endlich auch ein digitales Rückteil zum Klassiker gibt, habe ich sie mir geleistet.“ Die Fotos, die Bruno Schaller mit dem schönen Werkzeug macht, teilt er mit Freunden auf Facebook – der Mann geht mit der Zeit.

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2 Comments

  • Antworten April 8, 2016

    Beat Suter

    Wer ihn kennt, muss schmunzeln:
    “ … Schade nur, dass viele Männer mit zunehmendem Alter lieber ihre Selbstvertrottelung inszenieren.“
    Er weiss, wovon er spricht.

  • Antworten Februar 11, 2020

    Mango Mitbanane

    @Beat: genau das hab ich mir auch gedacht. Lächerlich.

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