Sonntagsoutfit: Eileen Welzel

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Vergangenen Sonntag in der „NZZ am Sonntag“ erschienen: Mein Porträt einer jungen Frau, die fast schon „normcore“ ist, was ihren Umgang mit Mode betrifft. Dennoch fand ich ihren Stil nicht ohne Reiz und Persönlichkeit. Wohl, weil zur Klamotte immer noch ein Mensch gehört. Und der ist entscheidend.

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Stressfrei, bequem und einfach, so mag die Gymnasiastin Eileen Welzel ihre Kleidung. Obwohl die junge Frau manchmal modelt, macht sie sich nichts aus teurer Mode und Luxusmarken.

Wer die Massenmedien konsultiert – Gratisblätter, TV-Shows oder Websites –, der könnte glauben, dass die imaginierte Idealwelt von heutigen Teenagern nur aus Mode, Make-up und Models besteht. Das scheint nicht die ganze Wahrheit zu sein. Denn tatsächlich stelle ich immer wieder fest, dass vielen jungen Menschen die Mode herzlich egal ist, ja das sie für ihre Persönlichkeitsbildung kaum noch jene Rolle spielt, welche sie für andere Generationen hatte. Zumindest bei jungen Menschen, die denken und sich artikulieren können. Ist es möglich, dass Jugendliche mit Grips den Heilsversprechungen der Modemarken nicht mehr trauen?

Eileen Welzel, 19, Gymnasiastin aus Frauenfeld im Thurgau, ist so ein Fall. Sie ist jung, schlau, schön und gut vernetzt – aber Mode interessiert sie nicht übermässig. Für sie muss Kleidung bequem, unkompliziert und stressfrei sein: „Ich würde nicht sagen, dass mir Mode egal ist, aber sie ist nicht das Wichtigste im Leben.“ Teure Marken sind für diese junge Frau so irrelevant wie Logos oder provokative Statements. „Ich trage gerne recht einfach Kleidung, meistens mit Jeans und Sneakers“, erklärt sie ihren Stil. Modische Vorbilder hat Eileen Welzel nicht: „Zwar schaue ich mir auf Instagram schon auch manchmal Modefotos an, aber ich wüsste niemanden zu benennen, der mich besonders beeindruckt.“

Trotzdem geht sie gerne einkaufen – so, wie es das Budget der Schülerin halt erlaubt. „Ich stöbere auch gerne in Second-Hand-Läden, wo man mit etwas Glück ein interessantes Einzelstück mit Geschichte findet“, sagt sie. Ausserdem  steht Eileen Welzel, 1.76 Meter gross und gertenschlank, manchmal selbst als Model vor der Kamera. Als ich sie in der Shedhalle des Eisenwerks in Frauenfeld traf, wurde sie gerade in der Frühlingskollektion des Ostschweizer Labels Millefeuille fotografiert. Ein professionelles Model zu werden steht aber nicht zuoberst auf ihrer Prioritätenliste. „Bis jetzt hat mich noch niemand darauf angesprochen, ob ich modeln möchte,“, sagt Welzel, „Nach der Matura melde ich mich für das Architekturstudium an der ETH an.“

Bei unserem Treffen trug Eileen Welzel ein luftiges Oversize-Shirt von Millefeuille, dem Label, für das sie gerade vor der Kamera stand. Sie kombinierte diese Bluse mit einer hellen Secondhand-Jeans von Levi’s,die sie in Berlin gekauft und selber abgeschnitten hat. „Jetzt ist die Länge genau richtig“, findet sie. Die Stan-Smith-Sneakers waren von Adidas – „die sahen auch schon frischer aus, gehen aber gerade noch“, lacht Eileen. Ihr schwarzer Bucket Bag ist eine Kreation von H&M, auch diese hat sie auf einem Flohmarkt gekauft. Und richtig happy war Eileen Welzel mit ihrer „Vogelnest-Frisur“, die sie fürs Fotoshooting verpasst bekam: „Ich mag es, die Haare so unordentlich zu tragen, nur bekomme ich das selber nie so cool hin!“

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