Sonntagsoutfit: Lucien Thomet, Zürich

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Am Sonntag, 17. Januar ist die „Sonntagsoutfit“-Folge mit Lucien Thomet erschienen, einem jungen Mann aus dem Kanton Zürich, den zu fotografieren mich besonders gefreut hat. Denn Lucien ist ein junger Dandy – und davon gibt es heute wirklich nicht mehr allzu viele. Er hat Spass an Kleidung und pflegt einen klassisch-extrovertierten Stil. Kennengelernt habe ich Lucien als Kunden jenes Zürcher Herrenausstatters, an dem ich eine einstellige Minderheitsbeteiligung habe – danach traf ich ihn verschiedentlich wieder. Bis ich ihn im Dezember schliesslich fragte, ob er im Rahmen der Serie „Sonntagsoutfit“ in der „NZZ am Sonntag“ mitmachen würde. Er wollte – hier kommt der Text.

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Man kann jung damit anfangen, sich ungewöhnlich zu kleiden. Lucien Thomet tut es, und trägt sogar Perlen.

Hin und wieder liest man über die Rückkehr des Dandys – etwa in „I am Dandy“ von Rose Callahan und Nathaniel Adams (Gestalten) – und denkt sich dann: Schön wär’s, wenn diese exquisit gekleideten, eleganten Gentlemen wieder in Mode kämen. Denn allzu oft sieht man sie tatsächlich nicht mehr. Umso erfreulicher, ein solches Exemplar an einem der strahlend schönen Dezembersonntage in der Nähe des Prime Towers in Zürich zu treffen: Es ist Lucien Thomet, 22-jährig, wohnhaft in Elgg. Der junge Mann hat eine Lehre in einem angesehen Zürcher Uhrengeschäft absolviert und studiert nun in Winterthur im ersten Semester Betriebswirtschaft.

So weit, so normal. Was den jungen Mann aber von anderen Gleichaltrigen unterscheidet, ist sein expressiver Kleidungsstil. „Das fing bei mir schon früh an“, lacht er, „Ich habe schon in der Schule nie so richtig ins Standard-Konzept gepasst, denn ich liebe es, meine Individualität zu betonen. Dies wirkte sich natürlich auch auf meinen Kleidungsstil aus.“ Es sei doch langweilig, wenn alle in den gleichen Jeans und Shirts und Turnschuhen rumlaufen, sagt Thomet und freut sich, mit seinem klassischen Stil aus der Reihe zu tanzen.

„Meine Altersgenossen finden mich natürlich zuerst einmal merkwürdig“, weiss Thomet. Aber: „Wer mich kennenlernt, sagt mir später nicht selten, dass er meinen Look zwar cool findet, sich selber aber nicht getrauen würde, sich so anzuziehen.“ Menschen, die sich an Lucien Thomets Look stören, seien selten, wohl gebe es aber manchmal Missverständnisse: „Es gibt viele die denken, dass ich schwul bin, aber da täuschen sie sich. Ich fühle mich zu Frauen hingezogen.“

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Thomet trägt einen einreihigen Wollmantel mit Fischgrat-Muster von Daniele Alessandrini (in Genf gekauft), einen rostroten Tweed-Veston von Atelier Scotch, eine fein gemusterte Weste von Scotch & Soda und darunter ein Button-Down-Masshemd mit offen getragenen Kragenknöpfen von Alferano. Die wollene Fliege ist von Altea, die gemusterte Hose von Berwich, die mehrfarbigen Schuhe mit dicker Sohle von Grenson und die gemusterten Socken von Dillysocks. An der Hand trägt Lucien Thomet einen Siegelring mit Familienwappen sowie ein Leder-Armband mit echten Perlen – „ich möchte zeigen, dass Perlen auch gut zu Männern passen.“

Es gehe ihm mit seinem Stil nicht primär darum, aufzufallen, sagt Lucien Thomet, wohl aber um den bewussten Ausdruck von Individualität: „Ich mag das gute, besondere und nicht alltägliche. Wenn ich etwas kaufe, möchte ich Dinge bekommen, die mich eine Weile begleiten.“ Wahrscheinlich gebe er schon etwas mehr Geld für seine Kleidung aus als andere seines Alters, doch das sieht Lucien Thomet gelassen: „Es ist ja am Ende gleich teuer, ob man sich jedes halbe Jahr ein neues Paar Sneakers kauft oder einmal in fünf Jahren einen richtigen Schuh.“

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2 Comments

  • Antworten Januar 20, 2016

    Rene

    Ich finde den Stil des jungen Mannes ein bisschen zu gewollt, wenn ich ehrlich bin. Mir fehlt die Leichtigkeit in diesem Look.

    Ein großes Danke aber insgesamt für diese Seite und alle Artikel in der NZZ. Vor allem für den über den Einzelhandel!

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