We like Mode Suisse – Edition 5 – Part 1

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Gestern an der fünften Ausgabe der Schweizer Talentbühne ‚Mode Suisse‚ teilgenommen, von der wir bisher erst eine einzige verpasst haben (Edition 2). Die Veranstaltung hat sich innert weniger Jahre als treffendste, stilsicherste und aktuellste, aber auch als angenehmste und unaufgeregteste Mode-Bühne der Schweiz etabliert. Hier gibt’s kein Award-Halligalli und keinen Sponsoren-Hürdenlauf, sondern einfach: Mode. Von jungen oder junggebliebenen, also zeitgenössischen Schweizer Designern. Ausgesucht werden sie jede Saison von neuem von Yannick Aellen und Ursina Widmer, die mit feinem Gespür immer wieder neue Namen auf den Laufsteg bringen – und dies an stets wieder wechselnden Locations.

Diese Ausgabe der Mode Suisse fand erstmals tagsüber statt, bei Tageslicht, in der wunderbar grosszügigen Industriehalle des Puls 5 in Zürich-West. Die Halle war eher gross genug für das gezeigte, aber hey, wer möchte da meckern – eng ist’s in der Schweiz ja oft genug. In zwei Blöcken von je etwa 45 Minuten Dauer zeigten je acht Labels ihre Kollektionen, dazwischen und danach konnte man in der nahe gelegenen Limmathall direkt mit den Modemachern in Kontakt treten, was viele Zuschauer auch taten.

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Die Mode Suisse funktioniert. Aellen & Widmer finden Sponsoren (etwa Globus, Prohelvetia, M.A.C, Swiss Textiles oder Perrier-Jouet), die unaufdringlich genug sind, um dem Thema Mode die Bühne zu überlassen. Man nimmt sie trotzdem wahr, als diskrete Förderer einer tollen Sache, die in der Schweiz derzeit einmalig ist, weil Qualität und Stimmung beide auf sehr gutem Niveau sind. An die Mode Suisse geht man gerne, und anders als bei den Zürich Fashion Days tut man es mit Vorfreude, ohne sich davor darüber das Maul zu zerreissen. Es gibt an der Mode Suisse keine Celebrities und keine VIP-Zonen, keine People-Fotografen und auch keine Stars, die bezahlt werden, nur um dabei zu sein. Wer hierhin kommt, tut es aus Freude an der Mode. Es gibt, anders als bei manch Glitzerevent in der Stadt, auch kein Anzeigengeld abzuholen … was vielleicht erklärt, warum die ganzen Chefredaktorinnen der Schweizer Glamour-Blätter wieder einmal fehlten.

So, das war die Einleitung, und damit zur Mode. Achtung: Dies wird ein etwas längerer Eintrag, denn es ist uns ein Bedürfnis, nicht nur die Macher der Mode Suisse zu würdigen, sondern auch die sechzehn Teilnehmer dieser Veranstaltung. (Shot with Nikon Df)

1. Studiowinkler by Julia Winkler – eine junge Frau, die vor zwei Jahren erst in Berlin an der Esmod abschloss und ganz am Anfang ihres Wegs steht, doch schon in Paris ihre Kollektion zeigte. Julia Winkler gewann 2012 den ‚annabelle Award‘ und zeigte an der Mode Suisse leuchtendes Blau und bedruckte Seiden.

 

2. Kazu by Kazu Huggler – Ein wunderbarer neuer Ansatz der japanisch-schweizerischen Weltbügerin aus Zürich: Kazu bleibt bei ihren typisch japanischen Einflüssen, abstrahiert diese aber neuerdings in monochrom leuchtenden, dreidimensionalen Applikationen. A big step – weg von Ethno, hin zu heute!

 

3. Niria Frey – Die Erste eines ganzen Reigens von Schweizer Designerinnen, die durchaus zeitgemässe Looks entwerfen, aber leider alles nur in Schwarz. Man könnte meinen, die Schweiz sähe schwarz? Dabei waren schöne Ansätze aus fernöstlicher Faltkunst in den Details zu entdecken…

 

4. Marc Stone – Marco Steiner entwirft eine Männermode, die sehr nahe bei den Realitäten der Strasse bleibt und darum auch guten kommerziellen Erfolg hat. Als nächstes eröffnet der Zürcher mit befreundeten Designern an der Europa-Allee den Concept Store ‚Gris, Alliance des Créateurs‘ …

 

5. Lyn Lingerie – forget Eres, Aubade und Agent Provocateur. Frauen, die Dessous mögen und Wert auf einheimisches Schaffen legen, kaufen Lyn. Angefangen hat Evelyn Huber, die der Marke auch den Namen gab, mit Lingerie auf Mass. Inzwischen bekommt man die pikanten Sachen auch ab Stange.

 

6. En Soie – Die beiden jungen Meier-Töchter haben den Seidenladen ihrer Mutter gründlich renoviert und in der Szene mit coolen Prints für viel Wirbel gesorgt. Diese Kollektion war vielleicht nicht ihre beste und zeigt, dass man am Rennweg auch die Stammkundin der Zürcher Bourgeoisie nicht ganz aus den Augen verloren hat.

 

7. Sandro Marzo – der Basler Secondo mit der internationalsten Schweizer Menswear. Ein Vertreter der ’schwarzen Avantgarde‘, der sich nicht vor Yamamoto, Viridi-Anne oder Rick Owens zu verstecken braucht. Sandro Marzo kann es, arbeitet engagiert an Stoffen und Details und wird darum einen weiten Weg gehen. Fraglich nur, wie viele Schweizer Männer sich diese Art von Mode in ihrem Kleiderschrank vorstellen können?

 

8. Lela Scherrer – wunderbare neue Drucke, die der Belgo-Schweizer Christoph Hefti zusammen mit der Basler Modemacherin entworfen hat. Lela ist das, was Dries van Noten in Belgien ist: Eine, die keine Angst vor Mustern und Farben hat und die darum ihre Fans überzeugen wird.

Folgt als nächster Artikel: Teil 2 der Mode Suisse

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