Welche Uhr soll man als Frau kaufen?

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Als begeisterte Leserin Ihres Buches habe ich, 45, Personalchefin eines Industriekonzerns, eine Stil-Frage: Ich werde mir in den nächsten Monaten eine neue Armbanduhr kaufen, entweder eine Happy Diamond Sport von Chopard oder eine Oyster Datejust von Rolex. Beide Varianten werde ich mit einer diamantenbesetzten Lunette wählen. Nachdem eine solche Uhr nicht ganz gratis ist und ich diese mehrere Jahre tragen möchte, ist es mir wichtig, dass ich die richtige Wahl treffe. Dazu meine Fragen:

  1. Da ich stets Schmuck trage und zwar entweder in Weiss- oder Gelbgold, frage ich mich, ob ich mir eine einfarbige Armbanduhr in silberfarbener Ausführung oder eine zweifarbige Uhr silberfarben/goldfarben anschaffen soll. Mir wurde aber kürzlich gesagt, dass bei einer teuren Uhr (mein Favorit wird ca. CHF 25’000 kosten) eine bicolor-Ausführung ein no-go sei bezüglich Stil. Ist das so?
  2. Auch frage ich mich, ob es sinnvoll ist, mir eine Rolex-Uhr anzuschaffen, denn ich habe das Gefühl, dass jeder einigermassen erfolgreiche Manager eine solche Uhr trägt. Ich möchte trotz teurer Uhr nicht zu protzig rüberkommen.

Danke für Ihr Feedback und Ihre stets erheiternden und lehrreichen Artikel, ich amüsiere mich immer köstlich und lerne erst noch etwas dabei. Sandra K.

Liebe Sandra! Ihre Zuschrift ist vielleicht die am ausführlichsten ausformulierte Stilfrage, die mich je erreicht hat. Sie haben ja einen kleinen Roman geschrieben, was diese Uhrenfrage betrifft! Danke also erst einmal für den Effort.

Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen ratlos bezüglich dessen, was ich Ihnen antworten soll. Will heissen: Ich habe da keine absolut scharfe, ausschliessende Meinung. Ich sehe bei den beiden Optionen, die sie bereits identifiziert haben, keine echten no-gos. Beide Uhren – sowohl die tanzenden Diamanten von Chopard wie die Rolex – sind im Prinzip tragbar. Aber keine begeistert mich, das muss ich auch sagen. Weil sie mir beide ein bisschen demodé und alt erscheinen. Nehmen Sie mir das bitte nicht krumm, aber: Die genannten Zeitmesser haben zwar Klasse und vermitteln glaubwürdig Status und Wohlstand, doch machen Sie eine Frau in mittleren Jahren nicht unbedingt jünger. Vielleicht wollen Sie dies aber auch gar nicht. Vielleicht ist eine Uhr, mit der man die nächsten 25 Jahre Richtung Pension segeln kann, ja auch richtig. Solche Anschaffungen macht man ja nicht jedes Jahr wieder.

Wenn ich eine Dame wäre, dann würde ich mir also wahrscheinlich keine der beiden Uhren kaufen. Dafür eine von Hermès, etwa wie Cape Cod Double Tour. Das ist für Uhrenfreaks keine „richtige“ Uhr, weil sie „nur“ ein Quarzwerk hat, dafür ist sie feminin, schick und simpel. Ausserdem lassen sie dafür nur einen Bruchteil dessen liegen, was Sie für die beiden anderen Modelle budgetiert haben.

Sie fragen, ob man Rolex noch tragen kann, weil ja jeder zweite Erfolgsverwöhnte eine hat. Meine Antwort ist: Ja, gerade darum kann und soll man Rolex tragen. Weil es der Massenartikel unter den Luxuswaren ist. Das klingt jetzt ein bisschen schräg, aber ich finde eine Rolex eigentlich gar nicht luxuriös, sondern sehr basic. Es ist eine Art „Werkzeug“, also ein solider Apparat mit einem vernünftigen Preis und guter Wertstabilität. Zwar ist eine Uhr von Rolex überhaupt nicht originell, aber dafür auch kaum je falsch. Ausser mit Diamanten, das finde ich irgendwie pervers und unpassend.

Und dann noch zur Bicolor-Frage: Für mich ist das kein No-go. Ich finde es möglich, so eine Uhr zu kaufen und zu tragen. Für Herren weniger, aber für Damen schon. Man kann sie zu Gold- und Silberschmuck tragen. Zu guter Letzt noch ein schönes Quote, das ich bei Harper’s Bazaar las: „Finding the right watch is a bit like finding the right husband“. Da ist was dran. Ich hoffe also, dass Ihre Liebe eine Weile hält!

Nachtrag vom 12.10.2016: Nach einem Posting auf Facebook, bei der die Frage aufgeworfen wurde, welche anderen Varianten es gebe, stachen noch folgende Vorschläge heraus: Patek Philippe Nautilus, Rolex Day Date Rosegold Bicolor Weissgold mit Diamanten im Zifferblatt, Jaeger-LeCoultre Reverso, IWC Portofino, Vacheron Constantin Harmony, Audemars Piguet Royal Oak, Piaget Altiplano, Cartier Tank, Lange & Söhne Saxonia.

1 Comment

  • Antworten November 7, 2016

    Dirk

    Von Chopard hab ich nur Gutes gehört. Relativ kleiner Betrieb, in Familienhänden (also etwa nicht LVMH), ausgezeichneter Kundenservice. Die eigenen Werke (das LUC z.B.) finde ich auch toll. Mit Rolex macht man aber nix falsch…

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