Es ist wirklich nicht zu fassen: innerhalb weniger Jahre hat sich das Menschenbild, das einem im Alltag begegnet, komplett verändert. Jeder hat den Blick fest auf sein mobiles Kommunikationsgerät gerichtet, schaut sich die Umwelt kaum noch an. Wer stillsteht und auf eine Tram wartet, surft irgendwie herum, das Screen wenige Zentimeter vor der Nase. Wer Bahn fährt, tut es nicht anders. Und die besonders kunstfertigen Zeitgenossen texten, während sie gehen. Jeder schaut nur noch auf sein Gerät. Man könnte die Welt grau streichen, keiner würde es merken. Die Leute könnten Hundeköpfe haben, keiner würde aufschauen. Weil das Leben da drin offensichtlich viel spannender und bunter ist. Die Telekombranche hat uns alle zu Digitalsklaven gemacht. Manche sitzen sogar im Restaurant zu zweit da, jeder konzentriert mit seinem Ding beschäftigt.
Wie kann man sich in diesem Umfeld noch differenzieren? Ganz einfach: indem man sein Gerät bewusst wegsteckt und es auszuhalten versucht, einfach nur dazustehen. Einfach nur zu sein und zu schauen. Vielleicht sind wir damit noch etwas früh, aber wir sind ganz sicher: das nächste Statussymbol wird nicht sein, das neuste Mobilgerät zu besitzen, sondern dieses um keinen Preis öffentlich zu gebrauchen. Wollen wir wetten? Digital detox wird ein grosses Ding, und wer es sich erlauben kann, gönnt sich Auszeiten von seiner elektronischen Handfessel. Wir üben schon mal.