Heute einen lustigen kleinen Gastkommentar im „“Walliser Boten“ gehabt – es ging unter dem Titel „Siegeszug des Kleinkarierten“ um karierte Hemden. Der Autor der Zeitung meldete sich vor einigen Tagen bei mir, um abzurufen, wie es denn um die modische Vertretbarkeit von Karos stehe. Bis zur Drucklegung des Artikels (angefügtes Foto unten) haben zwei Zitate überlebt, und es sind die eher harmlosen. Es hätte noch anderen Stoff gehabt!
Um dem geneigten Leser klar zu machen, was solche Umsonst-Gastauftritte in anderen Medien für den Befragten jeweils bedeuten, geben wir hier einfach mal den ganzen Wortlaut der schriftlichen Befragung durch den Journalisten wieder. Der fragt nämlich in der Regel mal auf Vorrat, um dann zwei Sätze raus zu klauben. Das ist nicht per se verwerflich oder falsch, nur dreht der Artikel dann halt manchmal in eine andere Richtung, die ursprünglich gar nicht die Absicht war. SCHADE UM VIEL ARBEIT!
Also, die Anfrage lautete wie folgt:
Der deutschsprachige Teil des Wallis ist ja nicht gerade bekannt als Mode-Mekka. Hier werden weder Trends gesetzt, noch passt man sich an diese an – zumindest nicht in der Schnelligkeit wie andernorts. Selbst nicht unbedingt ein Mode-Kenner ist mir jedoch aufgefallen, dass der Oberwalliser bei „offiziellen“ Anlässen gerne sein Karo-Hemd aus dem Schrank holt. Sei es bei der Firmung (Konfirmation) sowie Diplomfeier der Kinder oder beim Alpaufzug, wo man beim Glockengeläut der Viecher über die Gründe einer mittelmässige Winter-Saison philosophiert – nicht selten schaut ein mal kleiner mal grösser karierter Button-Down-Kragen unter dem Faserpelz hervor. Ich habe das Gefühl, als wolle man mit den Karos zeigen, dass man sich der Feierlichkeit des Anlasses durchaus bewusst ist, um trotzdem so auszusehen, als käme man gerade von der Arbeit oder vom Wandern. Derweil sieht man auch während der Sessionen des Kantonsparlament immer wieder Politiker, die auf das unifarbene Hemd verzichten und auf das „Kleinkarierte“ setzten.
In Ihren Kolumnen und Beiträgen plädieren für einen lockeren Umgang mit Mode. Diese Haltung gepaart mit einer brillanten Feder macht Sie jedoch meiner Meinung nach zum Schweizer Stilberater schlechthin. Deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir auf folgende Fragen kurz eine Antwort geben könnten: Was verbinden Sie mit Wallis und Mode?
Wallis und Mode sind für meine Begriffe kein zwingendes Begriffspaar – ich glaube, die beiden kommen ganz gut ohne einander aus. Vielleicht ist es ja auch ganz gut, dass es noch Gegenden gibt, in denen das uniformierende Wirken der globalen Modeketten noch nicht Einzug gehalten hat? Ich freue mich auf jeden Fall immer über Lokalkolorit, das uns mehr und mehr abhanden kommt.
Sind karierte Hemden (noch) im Trend? Bzw. Gab es je einen?
Das gross karierte, rustikale Holzfällerhemd ist gerade SEHR im Trend – im Zuge des ganzen Vintage- und Heritage-Stils, der sehr von Originalen und kerniger Männlichkeit lebt, tragen auch die ganz hippen Typen in Brooklyn, East London oder Berlin-Kreuzberg diese rustikalen Hemden. Allerdings zu schmalen Hosen – die machen ja den Unterschied. Anders steht es um das biedere 08/15-Bünzlihemd mit kleinem Karo und kurzen Ärmeln – das ist nur ärmlich, ängstlich, farblos und provinziell! Es gibt kaum modische Varianten davon, das allermeiste ist uninspirierter Durchschnittsmist.
Warum erfreut sich das Karierte an Beliebtheit?
Karos sind weniger formell als Uni-Hemden, sie sind leger tragbar und machen auch dann noch eine „Falle“, wenn man keine Krawatte trägt. Karos sind ausserdem etwas weniger schmutzempfindlich als helle, ungemusterte Stoffe – ideal für landwirtschaftlich geprägte Regionen.
Welche Signale (bewusst/unbewusst) sendet Mann mit einem solchen Hemd?
Er sagt: Ich bin einer von hier, ich nehme mich und mein Äusseres nicht so wichtig, ich habe schon geheiratet oder bin auf dem besten Weg dazu (ergo nicht mehr auf dem freien Markt), ich trinke lieber Bier als Aperol-Sprizz und gucke lieber Fussball statt Opernabend. So ein kleinkariertes Hemd sagt ganz eindeutig: Mir ist nicht so wichtig, wie ich wirke. Wichtiger ist, dass mir wohl ist.
Und schliesslich: Bei welchen Anlässen/Situationen empfehlen Sie, diese Hemden zu tragen. Und natürlich: Wie sind diese zu kombinieren?
So ein kariertes Hemd muss, wenn es cool aussehen soll, ÜBER dem Hosenbund getragen werden und scharf auf den Körper tailliert sein. Die Ärmelchen müssen kurz und knackig sein, idealerweise sollten sie etwas über dem Bizeps spannen. Und dann lässt man den sportiven Button-down-Kragen ein Stück weit offen, aber bitte nicht bis zum Bauchnabel. Solche Hemden trägt man cool zu freizeitlichen Hosen in hellen Farben, die schmal geschnitten sind und deren Säume man etwas hoch rollt. Natürlich trägt man dann die Schuhe ohne Socken.