We feel for fabrics

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Heute morgen bei Brunello Cucinelli in Mailand eine wichtige Lektion in Sachen Mode und Stil bestätigt bekommen: Nichts ist so zentral wie die Emotion, die Kleidung auslösen kann. Bei Cucinelli ist diese Emotion sanft wie Balsam. Er hat eine ultraluxuriöse Welt aus Cashmere und anderen butterweichen Stoffen geschaffen, in der man sich auf Anhieb wohl fühlt. Die Cucinelli-Kleidung mag in Sachen Schnitt und Modemut ein bisschen brav sein, doch das sind die meisten Männer ja auch – und sie brilliert in Sachen Griff, Gefühl und Geschmeidigkeit.

Schon beim Betreten des grosszügigen, hellen Showrooms in einem malerischen Innenhof taucht man ein in dieses positive, angenehme und weiche Cucinelli-Lebensgefühl. Die Leute sehen alle gut aus und lächeln freundlich, Dutzende junger Herren in Cucinelli-Styles stehen lässig herum, wie wenn sie auf einen Bus warten würden, sogar der Cappuccino, den man bekommt, hat extradicken, dreifach geschlagenen Milchschaum von einer Cremigkeit, die es sonst nicht gibt.

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Und dann steht er da, Brunello Cucinelli selbst, ein höchst erfolgreicher italienischer Modeunternehmer, der alle um seinen Finger wickelt, in dem er jeden dazu bringt, in die Stoffe zu greifen, die Dinge anzufassen und zu fühlen, was dann passiert. Er zieht selbst Mäntel und Sakkos an, erklärt auf italienisch die Details von Stoff und Verarbeitung, immer simultan übersetzt von seiner persönlichen Assistentin, und um ihn steht in einem lockeren Halbkreis ein Dutzend seiner Jünger, die ihm andächtig zuhören und bereit stehen, wenn er etwas anschaulich machen will.

Doppelter Cashmere, von Hand gearbeitet – das ist quasi die Basis, doch bei Cucinelli würde es nicht wundern, wenn es seine weichen Zweireiher auch aus vierlagigem Ultraleichtgarn gäbe, von venezianischen Jungfrauen mit manikürierten Fingern in weissen Schürzen zusammengenäht. Wer schliesslich, von soviel Sanftheit und Komfort ganz milde gelullt, vor dem Wiedereintritt in die raue Mailänder Wirklichkeit noch kurz auf das „Bagno“ geht, der kann sich gewiss sein: Auch das Toilettenpapier ist siebenlagig und von Hand gefaltet, und die Handseife produziert einen derart dichten, feinen Schaum, dass man sich damit auch rasieren könnte.

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