Heute im „Wochenende“ der „Neuen Zürcher Zeitung“ erschienen: eine kleine, angesichts des Mediums doch recht persönlich formulierte „Liebeserklärung“ in der Rubrik „Mein Ding“, in der ich den Zenith-Klammerhefter 548 würdige. Das Gerät ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Es gibt einem Halt, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich verwende den Zenith-Hefter aber nur für besondere Heftungen, also solche, die bleiben oder das Haus verlassen – fürs gewöhnliche Ablegen der Buchhaltungsbelege, die ich mutmasslich nie wieder anschaue, ist er aber zu schade.
Cucitrice a pinza – welch entzückender Kosename für ein Gerät
Hier ist der Text, wie er in der NZZ stand:
Der Zenith-Klammerhefter 548
Es ist heute leider keineswegs mehr so, dass Gegenstände des täglichen Gebrauchs im Büro auch gut und nützlich gestaltet sind, geschweige denn, dass sie ein paar Jährchen halten. Die Instant- und Wegwerfkultur hat sich auch auf dem Schreibtisch breit gemacht. Doch es gibt begeisternde Ausnahmen – etwa den Klammerhefter „548“ von Zenith aus Italien. Dieses Stück Bürokultur ist so klar, klug und zeitlos gestaltet, dass man glatt zum Klammerheft-Lusttäter und alles tackern möchte, was einem in die Finger kommt. Seit wir zusammen sind, gibt es keine losen Blätter mehr. Das Abheften von Belegen und Akten ist mir ein Vergnügen geworden.
Auf den ersten Blick – und mit etwas Fantasie – sieht der aus solidem Metall gearbeitete, 245 Gramm schwere Zenith-Klammerhefter aus wie ein freundlicher Walfisch aus einem Kinderbuch. Der wuchtige Kopf mit dem kleinen Knopfauge, der schmale Unterkiefer, der sich nach hinten verjüngende Körper und die starke Flosse, die tatsächlich der Griff ist, mit dem man abdrückt. Das pulverbeschichtete Gerät ist in verschiedensten Farben erhältlich.
„Gefüttert“ wird dieser elegante „Cucitrice a pinza“ (welch entzückender Kosename für ein Gerät) mit sechs Millimeter schmalen Heftklammern des Typs 130/Z6, die in Hunderter-Stapeln eingelegt werden und deutlich feiner aus die bei uns üblichen Modelle sind. Zum Bestücken des Hefters zieht man auf der Rückseite eine schmale Schublade heraus, die mit einem Haken gesichert ist.
Der wichtigste Unterschied zum bei uns üblichen Tischhefter des Modells Bostitch ist, dass man den schlanken Zenith-Klammerhefter in der Hand hält. Man haut also nicht mit der Faust auf den Tisch, um etwas zu heften, sondern nimmt es kultiviert in die Hand und verbindet die Seiten mit einem feinem Klicken, das nach zeitloser Qualität und Zuverlässigkeit klingt.
Der schicke Italo-Klammerhefter wird seit 1948 von der Firma der Balma, Capoduri & Co. SpA in Voghera südlich von Mailand gefertigt. Die Marke Zenith gibt es seit 1926. 1954 wurde das Gerät bereits mit dem „goldenen Kompass“ ausgezeichnet, einem der angesehensten Preise für italienisches Industriedesign. 1990 folgten die Versionen „590“ und „595“, welche mehr und schneller heften können, aber dem Vorbild in Sachen Eleganz nicht das Wasser reichen können.
Zu kaufen gibt’s den noch immer komplett in Italien gefertigten Zenith-Klammerhefter leider kaum im normalen Büro-Fachhandel, dafür in anspruchsvollen Design-Shops oder bei Werkzeug-Spezialisten wie „Fabrikat“ in Zürich, einem schönen Laden für Büro- und Künstlerutensilien im alten Stil, wo meine neue Klammerbeziehung ihren Anfang nahm.
Jeroen van Rooijen