Um ein Haar hätte ich vergessen, das „Sonntagsoutfit“ vom Sonntag, 6. März zu veröffentlichen. Dies lag aber nicht an mangelndem Interesse an der Person, die darin Hauptakteurin ist, sondern vielmehr an der extrem vollen Woche, die inklusive Wochenende mit einer Einkaufsreise nach Paris überfrachtet war. Nun, am Dienstagabend elf Uhr, ist gerade die erstmögliche freie Minute, es nachzuholen und eine angemessene Bühne freizugeben für … fantastic Mrs. Tatjana Kotoric!
Wir trafen uns an einem Wintertag auf der oberen Etage des Viadukts, die meistens menschenleer ist, obwohl es eine sehr schöne Flaniermeile ist. Tatjana Kotoric ist Bloggerin und Stylistin beim TV, und daher kennen wir uns seit längerem … ihr Job war bisher allerdings eher ein Hinderungsgrund, um sie für dieses Format ins Licht zu rücken. Weil sie aber einfach eine energiereiche, quirlige und liebenswerte Frau mit Herz ist, musste es – für mich! – nun aber doch einmal sein. Denn lernen tut man nur von den Profis. Hier kommt der Text!
Wer sich beruflich täglich mit Styling beschäftigt und am Sonntag noch „schaufensterlen“ geht, muss ziemlich „modeverrückt“ sein. Tatjana Kotoric ist es, im besten Sinne.
Mode ist eine irrationale Sache. Die einen – leider sehr viele – möchten damit möglichst gar nichts zu tun haben. Und für die anderen kann es nie genug sein. Man möchte darum meinen, dass Menschen, die beruflich mit Mode zu tun haben, eine etwas bessere Balance haben. Fehlanzeige! Man nehme etwa Tatjana Kotoric, Stylistin und Bloggerin aus Zürich. Sie geht auch dann in die Stadt, um sich über die neue Mode zu informieren, wenn die Läden geschlossen sind. Tatjana Kotoric führt zum einen bei einem Schweizer Medienunternehmen das Stylingteam, zum anderen ist sie sehr intensiv als Bloggerin tätig. „Wenn man etwas, das man macht, gerne tut, dann kann es nicht „zu viel“ sein. Es gibt keine Tage, an denen mich die Mode nicht interessiert“, sagt die dunkelhaarige 39-jährige.
Mit 16 Jahren kam Tatjana Kotoric mit ihrer Familie aus Bosnien in die Schweiz und machte eine Lehre als Detailhandelsangestellte im Modebereich, bevor sie sich Richtung Marketing weiterbildete. Seither liebt sie die Mode und teilt diese Begeisterung mit anderen. „Das Schönste an meiner Arbeit ist es zu spüren, dass die Menschen Spass an ihrer Kleidung haben“, sagt Tatjana Kotoric.
In gewisser Weise sei ihr Job als Stylistin eine angewandte Form von Persönlichkeitsentwicklung. Es sei ihre Aufgabe, den individuellen Typ zu erkennen und Menschen Sicherheit im Auftritt zu geben, so Kotoric. Sie versteht sich als „Coach“, der mit Sachkenntnis bezüglich Sortimente und Geschäfte schneller zum Ziel findet. „Man geht aber nicht einfach so mit einem Kunden shoppen, sondern macht zuerst eine Standortbestimmung und versucht, eine Idee mit Fotos zu visualisieren.“ Dabei gehe es nicht um ihren Stil, sondern um den ihres Klienten. „Anders ist es auf meinem Blog, dort kann ich mich ausleben und meine Sicht auf die Mode darstellen“, so Kotoric.
Selbst trägt sie „von casual bis sehr elegant“ vieles. „Verstecken tue ich mich sicher nicht“, lacht sie. Es dürfe auch ein bisschen „rockig“ sein, und mit High-heels bis zehn Zentimeter habe sie auch keine Mühe. Als ich sie im Zürcher Kreis 5 treffe, trägt Tatjana Kotoric einen kragenlosen grauen Mantel von Dondup, einen Schal mit extragrossem Hahnentritt-Muster von Closed, einen breit gestreiften Pullover von J.Crew und einen knielangen Vintage-Rock. Die Stiefeletten sind von Boss Woman, die lederne Tasche mit den Fransen von Patrizia Pepe.
Nur Pelz möchte Tatjana Kotoric dezidiert nicht tragen. „Auch Kunstpelz nicht, denn auch damit animiert man ja andere dazu, Pelz zu tragen“, sagt sie, „Es muss einfach nicht sein. Man kann auch ohne Pelz gut aussehen.“