Hochparterre U30 – gute Idee

20151006_191544_resized

Hochparterre, die Schweizer Zeitschrift für Architektur, Planung und Design, hat sich für die Oktober-Ausgabe etwas besonderes ausgedacht und das komplette Heft einer jungen Gruppe von Machern anvertraut, die zu grossen Teilen U30 sind, also: unter 30. Die jungen Leute haben das Magazin komplett nach ihrem Gusto gestaltet – inhaltlich und formal. Nur das Logo und das Format waren gegeben.

Das Ergebnis ist ein sehr überraschendes Magazin, das vertiefte Einblicke in die Arbeits- und Lebenswelt und die Überzeugungen der Generation U30 bietet. Hauptelement des Heftes, für das sechs Youngster verantwortlich zeichnen (4 Männer, 2 Frauen) ist ein sehr langes, in verschiedene Kapitel unterteiltes Gespräch mit vierzehn ArchitektInnen und DesignerInnen. Nicht alle Statements sind relevant oder weltbewegend, aber man spürt doch gut, wie diese Menschen „ticken“. Ein Beispiel: „Ich habe zwar ein Atelier, aber ich bin nicht oft dort. Ich fahre ständig rum. Termine, Ausstellungen, Workshops. Die finden überall statt. Manchmal fällt es mir schwer, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.“ – Vielleicht hätte es stellenweise humorvoller, schräger und etwas weniger seriös sein dürfen. Dazwischen gibt es kurze Porträts der Gesprächsteilnehmer, essayistische Fotos und fünf auf gelbem Papier quer ins Heft gedruckte Porträts von „Vorbildern“ aus der älteren Generation.

20151006_193825_resized

Die Macher des Magazins heissen Lora Sommer (*1986), Stephanie Rebonati (*1989), Simon Gysel (*1987), Jonas Hunziker (*1987), Boris Stoll (*1990) und Andreas Spörri (*1991). Sie haben recherchiert, redigiert, konzipiert, Bildkonzepte erarbeitet und das Magazin produziert – natürlich mit der sanften Unterstützung der Hochparterre-Kerntruppe, angeführt von Redaktor Urs Honegger und Verleger/Doyen Köbi Gantenbein. Dieser lobte in seiner Ansprache an der Vernissage am Dienstagabend der Pioniergeist der Youngster – und meinte damit natürlich auch ein Stück weit sich selbst, denn es bedarf schon einer gewissen Kühnheit, damit etablierte Medienmacher ein Heft aus der Hand geben.

Hiervor ziehen wir unseren Hut – in einem durch raschen Wandel geprägten Marktumfeld, in dem etablierte Medienformate sich nur noch repetieren und dabei langsam steif und alt werden, ist es ungewöhnlich, ein solches Experiment zu wagen. Hochparterre hat es getan – das Resultat ist ein 76 Seiten starkes Heft mit über 20 Seiten Inseraten … etwas, das es bei Hochparterre schon lange nicht mehr gab, wie Verleger Gantenbein sagte. Also: es lohnt sich, die Jungen ran zu lassen!

Be first to comment