Im Namen der ganzen Familie bedanken wir uns herzlich für die vielen warmherzigen, liebevollen Worte und Nachrichten, die uns seit dem Tod von Papa Jan van Rooijen (20. Mai 1939 bis 18. Februar 2018) erreicht haben. Am Mittwoch, 7. März 2018 haben wir uns von ihm verabschiedet – es hat uns sehr gefreut, wie viele Verwandte, Freunde und Weggefährten sich für diesen letzten Akt die Zeit genommen haben.
Unser aufrichtiger Dank gebührt Pfarrerin Sabine Gäumann, welche für die Feier in der Evangelischen Kirche Steckborn die passenden Worte und den richtigen Ton getroffen hat. Wir werden Papa Jan-Lupo für immer als grosses Vorbild, Inspirator, Vermittler und hilfsbereiten Alleskönner in Erinnerung behalten. Denn helfen konnte er wie kein anderer. Helfen war ihm quasi in die Wiege gelegt worden. Daran erinnert sich der langjährige Familienfreund Max Ettlin, der sich wie folgt erinnert: „Wenn ich Dir helfen kann, dann bin ich für Dich da – das war Jan.“
VITA
Als Jan van Rooijen im Frühling 1939 geboren wurde, braute sich über Europa der zweite Weltkrieg zusammen. Als Säugling war Jan ein familiäres Frühwarnsystem, weil er offenbar heranfliegende Bomber schon bemerkte, als seine Eltern noch nichts hörten. Als Jan zu schreien begann, begab sich die Familie in den Schutzkeller unter der Treppe – und kam so unbeschadet durch den Krieg. Allerdings waren bis zum Frühling 1945 – die Jans erste sechs Lebensjahre waren – alle Kindergärten von den Besatzern beschlagnahmt, sodass Jan nie spielen und basteln lernte, wie wir das heute als normaler Teil einer Kindheit empfinden.
1946 kam Jan in die Schule und zeigte bald schon mathematisches Talent – für den Sohn eines Steuerbeamten vielleicht nicht erstaunlich. Sein Grossvater Jan Boluut, der Leuchtturmwärter an der Nordseeküste in Westkapelle war, scheint den jungen Jan aber auch nachhaltig geprägt zu haben – sein Name schmückt bis heute das Heck von Jans Boot. Lebenslang war Jan mit dem Wasser und dem Wind verbunden. Auf die Grundschule folgte ab 1951 das Gymnasium mit Schwerpunkt Mathematik.
Im Burschenalter von 16 Jahren begegnete Jan einem jungen Mann aus Deutschland, der auch Jan hiess und gleich alt war – sie wurden Freunde fürs Leben und reisten 1958 zum damals neu erbauten Atomium in Brüssel, wo die Weltausstellung stattfand. Es folgten weitere gemeinsame Reisen nach Paris und Stockholm, und wenn man heute die Fotos der beiden sieht, könnte man glatt neidisch auf dieses unbeschwerte Leben dieser beiden junger Männer werden.
Noch während der fünfjährigen Militärzeit lernte Jan 1962 seine zukünftige Frau kennen – Sie sassen beide nach einem Wochenende zu Hause in Zeeland im selben Zug. Jan fuhr zurück in die Kaserne, Metsy war auf dem Weg zur eigenen Wohnung in Oostvoorne, sie war Primarlehrerin und wollte später ans Konservatorium in Den Haag, Jan wollte eigentlich nach dem Militärdienst an der technischen Hochschule in Delft studieren. Doch es kam anders, weil sich ein Kindchen ankündigte. Jan übernahm sofort Verantwortung und es wurde rasch geheiratet, denn das gehörte sich damals so.
Jan und Metsy wohnten bis zum Geburt der Tochter in der Küstenstadt Scheveningen, in deren Nähe Jan Arbeit gefunden hatte. Joan kam in einem eisigen März 1963 in Rotterdam zur Welt – es war ein strenger Winter, der noch bis tief in den Frühling nachwirkte. Derweil schmiedete Jan mit einer Gruppe niederländischer Kollegen Pläne, um für drei Jahre in die Schweiz zu gehen, weil dort damals Fachleute fehlten, um die Autobahnen zu planen. Noch im selben Jahr unterschrieb Jan einen Vertrag für drei Jahre und heuerte in Winterthur als Eisenbetontechniker an. Der junge Vater wohnte alleine bei einer Schlummermutter, Frau und Kind durften drei Monate später nachreisen.
Nach drei Jahren als Gastarbeiter gefiel es Jan in der Schweiz bereits so gut, dass er bleiben wollte – und so kam im Sommer des Jahres 1966 das zweite Kind zur Welt – es war Sohn Menno. Die grösser werdende Familie zog von Winterthur-Wüfllingen in den Thurgau, wo sie paradiesisch zwischen Bauern wohnten. Einen Kindergarten gab es dort nicht, dafür eine Einmannsschule. Im Herbst 1967 wurde der zweite Sohn Jan Jelle geboren, gleichzeitig eröffnete Jan zusammen mit einem Partner ein eigenes Ingenieurbüro in Heiterschen bei Wängi.
Als im Juli 1970 mit Jeroen das vierte Kind da war, wurde das Paradies in Krillberg bei Tuttwil zu klein – die Familie zog bald ins Tal nach Wängi, wo 1972 auch der vierte Sohn Sjoerd und 1973 das sechste Kind geboren wurde – mit Sohn Laurens war die achtköpfige Familie komplett – und blieb es bis vor kurzem auch 45 Jahre lang.
Auf Wängi folgte das Seestädtchen Steckborn, wo die Familie von 1978 bis 1983 an bester Lage im Haus zum Salamander direkt am Wasser wohnte. Für die Kinder die schönste Zeit ihrer Jugendjahre. Unterdessen hatte Jan sein eigenes Ingenieurbüro, die Kinder wurden grösser, sie studierten und begannen, eigene Reisen zu unternehmen. Die Familie zog weiter, nach Aadorf im Hinterthurgau, wo Jan ein Haus kaufte – sie blieben 25 Jahre lang.
Die Kinder flogen aus, heirateten – oder auch nicht –, Jan und Metsy wurden Grosseltern, und als das Haus in Aadorf dann zu gross war, kauften sie sich 2007 eine Eigentumswohnung in Steckborn, wo sie nun gut zehn Jahre zusammen wohnten. Metsy und Jan van Rooijen, inzwischen achtfache Grosseltern, fühlten sich in Steckborn zuhause.
Das Städtchen Steckborn war ihre Heimbasis für Touren in ganz Europa – vor allem Jan, der das Hochseepatent erworben hatte, segelte auf allen europäischen Meeren. Selbst als eine komplette Besatzung seekrank in der Kajüte lag, stand Jan ruhig am Steuerrad und brachte die Männer in den nächsten Hafen. Er lernte auch Astronavigation – Jan hätte sich sich überall auch ohne Instrumente zurechtgefunden.
In jüngeren Jahren liebte Jan Sport wie Landhockey, Volleyball, Faustball und Langlauf, später machte er gerne Fahrradtouren – und natürlich war er ein passionierter und talentierter Fischer. Ob es Forellen aus der Lützelmurg bei Aadorf oder Felchen aus dem Untersee war – Jan fischte fürs Leben gerne und verstand es auch, seine Beute schmackhaft und fangfrisch zuzubereiten.
Die letzten Jahre waren allerdings geprägt von einer Reihe von Ereignissen, die Jans Gesundheit zuerst belasteten, dann schwer beschädigten. Das Leben wurde zusehends sorgenvoller und zum Ende dramatisch. Jan van Rooijen verstarb für alle überraschend und ganz alleine auf der Intensivstation von Frauenfeld, nur Stunden nach einem Besuch von Metsy. Für seine Familie bleibt nur ein Trost; Dass Jan van Rooijen so entschlossen und ohne zu zögern von uns ging, wie er sein Leben gelebt hat. Er wird uns allen sehr fehlen.