Ist Barbie bedenklich?

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Ich beantworte Stilfragen – ganz umsonst und aus Spass an der Sache. Im Dienst eines schöneren und spannenderen Lebens, oder zumindest: als Mutmacher, um sich mit Ästhetik etwas aktiver zu beschäftigen. Nun erreichte mich dieser Tage eine Frage von einem Leser namens Thierry B., von der ich anfangs nicht recht wusste, ob ich sie überhaupt traktandieren soll. Ich habe mich dafür entschieden, allerdings mit einem ‚aber‘. Die Frage geht so:

Meine jüdische Nichte wünscht sich zu ihrem Geburtstag eine Barbiepuppe. Ausserdem soll ich auch noch eine Flasche Rimuss zur Geburtstagsfeier mitbringen. Aber für die Barbie-Puppe hat doch Eva Braun Modell gestanden, und der Rimuss wird vom Antisemiten Emil Rahm vertrieben? Was soll ich tun?

Die Frage war natürlich eine Falle. Der Leser wollte mich aufs Glatteis führen und mich in eine Art weltanschaulichen Dialog verwickeln, von dem ich finde, dass er hier nicht hingehört. Denn was ich hier in diesem Forum verhandeln möchte, sind Stilfragen ästhetischer Art. Ich möchte Lebenshilfe bieten und nicht in irgendwelche ideologischen Ecken gedrängt werden.

Darum sage ich nur: Die Theorie, dass Barbie nach dem Schönheitsideal von Hitlers Lebensgefährtin Eva Braun geformt wurde, gehört ins Fach der ‘digital legends’ und ist mehrfach als kreuzfalsch entlarvt worden. Barbie ist von der Amerikanerin Ruth Handler,  Tochter polnischer Juden, Ende der fünfziger Jahre entwickelt worden und entsprach nie irgend einer real existierenden Person, sondern war immer eine radikal überzeichnete Karikatur der Weiblichkeit. Wenn es laut Ruth Handler eine Referenz gegeben hat, dann die von der ‘Bild Lilli’, einer gezeichneten Cartoon-Figur.

Den Rest der Frage lasse ich hier, wo ich zum Glück noch selber Gatekeeper bin, einfach unbeantwortet. Weil es dazu bereits schon Dutzende von Forumsdebatten gibt. Und nun wenden wir uns wieder erfreulicheren Dingen zu. Danke fürs Verständnis.

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