Live from London – sartorial expressions

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Am Sonntag war in London der grosse Tag der Klassiker, mit einigen wichtigen Präsentationen auf der Savile Row (bzw. mit Marken, die dort ansässig sind, aber woanders in der Stadt ihre neuen Ideen zeigten). Nachfolgend einige Auffälligkeiten, die wir rapportiert haben.

Zuerst Kilgour: Hier wird der Anzug bzw. das Jackett radikal entrümpelt und von jeder Dekoration befreit: Das Revers fehlt fast übell und macht einem runden Schalkragen Platz. Die Knöpfe sind fast überall verdeckt gearbeitet, auch am Ärmel gibt es nur ein einziges, vertikal stehendes Knopfloch. Sogar die Taschen sind keine Passepoiles oder Klappen mehr, sondern nur noch Schlitze. Im Kontext dieser dezidiert modernen Marke stimmig.

 

Das pure Gegenteil von Kilgour zeigte Turnbull & Asser: Eine sehr detailverliebte, reichhaltige Kollektion voller Farben und Muster, mit extrabreiten Krawatten und viel heiterem Schnickschnack zum Thema Spiele & Casino. Keine Frage, dass Männer mit Lust am kleinen Extra hieran Freude haben werden.

 

Richard James zeigte seine aktuelle Kollektion für Herbst/Winter 15/16 im BMW-Showroom an der Park Lane und wählte das Thema „Chilenische Eisenbahnpioniere“. Die Kollektion hatte, bei aller klassischen Basis, die vorhanden ist, einiges an ethnischen Einflüssen zu bieten.

 

Gieves & Hawkes zeigten ihre Silhouetten auf Podien stehenden in der Londoner Niederlassung des Auktionshauses Christie’s. Das Licht war gedimmt, die Stoffe dunkel und fest, die Gesichter des Models zeigten sich durch punktuelle Scheinwerfer scharf ab. Die Looks sind präzise gearbeitet, auf den Körper modelliert und zelebrieren das exquisite Material. Und Krawatten kontrastieren nicht, sondern fügen sich matt und dunkel ins Gesamtbild ein.

 

Schliesslich ein spannendes Kapitel simulierter sartorialer Wirklichkeit: Mit Kingsman lanciert der Online-Mode-Versender Mr. Porter seine eigene Exklusiv-Linie an klassischer Herrenmode. Label und Konzept basieren auf den Entwürfen für den gleichnamigen Agentenfilm „Kingsman“ mit Colin Firth, der Ende Januar in die Kinos kommt und teilweise auch auf Savile Row spielt. Für die Präsentation bekam Mr. Porter Gastrecht bei H. Huntsman & Sons Ltd. auf der Savile Row, die das ganze Geschäft für einige Tage an Kingsman ausliehen (und wo auch Teile des films gedreht wurden). Und im Gegensatz zu Abercrombie & Fitch, die hier von der traditionsbewussten Nachbarschaft vor einigen Jahren gar nicht freundlich empfangen wurden, sei Kingsman mit Freude erwartet worden, sagt Toby Bateman von Mr. Porter, denn die Marke und der Film zelebrieren ja die klassische Londoner Schneiderkunst.

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