Sonntagsoutfit: Chaschi, Zürich

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Die heute in der „Stil“-Beilage der „NZZ am Sonntag“ erschienene Folge des „Sonntagsoutfits“ zeigt einen jungen Mann namens Chaschayar, den wir an einem kühlen Herbst-Sonntag im Stadion Letzigrund in Zürich trafen. Kein Ort, den wir einfach so aufsuchen würden, aber es fand der Pink Ribbon Charity Walk statt, einem Wohltätigkeitslauf, bei dem Geld für die Brustkrebshilfe gesammelt wird – und davon erhofften wir uns einige Motive. Das war allerdings ein krasser Trugschluss, denn alle Frauen, die an dem Grossereignis teilnahmen, waren zwar fit und gut in Schuss, aber in synthetische Sportklamotten gekleidet. Ausserdem trugen alle ein pinkfarbenes Shirt. Es herrschte eine grosse Uniformität, und wir waren der Ratlosigkeit nahe. bis wir Chaschayar trafen! …

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Der Dark Style, das Markenzeichen von Fashion-Avantgardisten in den Mode-Metropolen, ist in Zürich angekommen. Chaschayar zeigt, was dazu gehört.

Es passiert derzeit etwas spannendes in der Mode – sie reflektiert die sich verändernden Gender-Stereotypen und dokumentiert, wie flexibel junge Menschen heute mit Fragen der sexuellen Orientierung und/oder Identität umgehen. Schwul oder hetero? Das ist keine entscheidende Frage mehr. Typisch männliche Stilelemente vermischen sich mit traditionell weiblichen Dingen. Die Männer holen sich Inspiration aus dem Repertoire der Damenmode. Vorreiter dieses Stils waren Designer wie Rick Owens, Damir Doma oder Boris Bidjan-Saberi.

Ich traf Chaschayar Moghaddam – seine Freunde nennen ihn Chaschi – an einem kühlen Sonntagmittag im Stadion Letzigrund in Zürich, wo der Hairstylist für seinen Arbeitgeber Perfecthair umsonst Frauen frisierte. In dem Meer von sportiv gekleideten Frauen fiel ein schwarz gekleideter Beau mit einem „Nest“ aus geflochtenen Braids auf dem Kopf natürlich auf. In Chaschayar Adern fliesst persisches Blut, er ist aber in der Schweiz geboren.

Auffallend an Chaschis Outfit war die deutlich längere Oberkörper-Proportion: Junge Männer tragen heute oft eine Art „Rock“, der über der Hose hängt. Es ist natürlich kein Jupe, sondern das verlängerte Shirt oder ein extralang geschnittenes Hoodie. In diesem Fall waren die Zutaten von Zara Man und RockBoyZürich. Darüber trug Chaschayar einen weiten, sandfarbenen Cape, der ebenso aus der „Dark-Collection“ von Zara ist. Die spanische Budget-Kette hat verstanden, was passiert und bieten eine ganze Linie in diesem Stil an.

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Chaschayars Nase schmückt ein Septum-Piercing aus Gold, auf seinem Hals hat er seine Initialen tätowiert – „MC“ heisst in der Sprache der Strasse natürlich auch „Master of Ceremonies“. Auch seine Uhr – ein schlichtes Modell mit Milanaise-Band von Komono – ist goldfarben. An den Füssen trug Chaschi schwarze „Huarache“-Sneakers von Nike.

Dass er mit seinem Look auffällt, weiss Chaschayar – und er geniesst es. „Mein Stil-Bekenntnis heisst ‚be different‘ – ich will versuchen, mich selbst zu sein und nicht den Stil anderer Menschen zu kopieren“, erklärt der Hair Stylist. „Vielleicht trauen sich andere nicht, sich so anziehen, aber mir macht es Spass“, sagt Chaschayar. Er wolle sich gerne vom Mainstream abheben und andere anregen: „Die Leute in der Schweiz müssen lernen, in Sachen Kleidung etwas offener zu werden.“

Konkrete Stilvorbilder habe er keine, so Chaschayar, aber er habe einen guten Freund, der als Designer in L.A. tätig ist, „und wenn wir zusammen unterwegs sind, fallen wir schon ziemlich auf.“ Am Samstag trifft man ihn vor allem in den Clubs von Zürich (Vior, Hiltl, Kaufleuten), wo Chaschayar zeitweise auch als Tänzer auftritt. Am Sonntag nimmt er es darum gerne ein bisschen gemütlicher – allerdings ohne seinem dezidierten Stil untreu zu werden.

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