Gestern Sonntag, 3. Januar ist, nach einer weihnächtlichen Zwangspause von zwei Wochen (mit einer Doppelnummer mit Unterhosen für alle Lebenslagen) wieder eine „normale“ Ausgabe des Stil-Hefts der „NZZ am Sonntag“ erschienen. Darin findet sich auch das Foto, das ich von Eliane Diethelm schiessen durfte, und zwar an jenem Sonntagmorgen nach den grausigen Terroranschlägen von Paris. Es war ein beklemmender Morgen, aber Eliane zu treffen tat gut, weil sie schön anzuschauen war und ihre unbeschwerte, liebenswürdige (aber nicht indifferente) Art den Tag etwas heller werden liess.
Hier kommt der ganze Text zu der jüngsten Begegnung aus der Reihe „Sonntagsoutfit“:
Es war jener Sonntag Mitte November, der zwar für die Jahreszeit ungewöhnlich warm und sonnig war, an dem sich aber die Beklemmung der Ereignisse von Paris wie eine Lähmung über Europa legte. Man wollte sich am liebsten irgendwo verkriechen, andererseits aber auch raus in die Sonne, um der Zivilisation die Ehre zu erweisen und die letzten Züge dieses wundervollen Herbstes 2015 zu geniessen.
Ich machte mich also auf, um im Zürcher Kreis 3 den Vintage-Sonntagsverkauf von Kimandra zu besuchen, eines innovativen Zürcher Kollektivs, das Secondhand-Perlen aufstöbert, neu interpretiert und wieder mit modischen Esprit auflädt. Offenbar zieht Mode die Modeleute an, denn wie es kaum anders zu erwarten war, begegneten mir schon auf dem Weg dorthin fast so viel Bekannte wie an einem Cüpliabend. Der Weg zum sonntäglichen Verkauf war ein kleiner Catwalk der Szene.
Eines dieser bekannten Gesichter, das ich unverhofft auf der Fritschiwiese traf, war das von Eliane Diethelm, Co-Designerin des Labels Little Black Dress. Sie trug einen weiten, karierten Mantel aus ihrer eigenen Produktion und darunter ein für diese Tageszeit gewagt tief dekolletiertes Seidenkleid der Genfer Designerin Redley Exantus. Sie hat diese Marke früher in ihrem Zürcher Laden verkauft, sagt Eliane Diethelm, aber inzwischen habe die Designerin das Label leider aufgegeben.
Unter dem schwarzen Kleid blitzte ein Spitzen-BH von Agent Provocateur hervor – „immer wieder sonntags“, sagte Eliane Diethelm augenzwinkernd. Auf der Nase trug sie eine auffällige Sonnenbrille von Retro Superfuture aus Italien, am Handgelenk und an den Ohren Schmuck des Newcomers Felix Doll aus Zürich und an den Füssen weisse Sneakers von Adidas, die sie geschenkt bekommen hat. Die Umhängetasche war von Zara – „Sie ist aber nur die Ersatztasche für meine Julie-Egli-Tasche, die gerade in der Reparatur ist“, so die 33-jährige.
Für sie sei es eine Selbstverständlichkeit, sich auch an einem Sonntagmorgen gut und bewusst anzuziehen, sagt Eliane Diethelm. Sie werde oft gefragt, ob sie an ein Fest gehe, „aber so ziehe ich mich einfach an“, sagt sie mit einem überzeugenden Lächeln. „Es gibt keinen Grund, sich schlecht anzuziehen – bequem kann auch elegant sein“, ist ihr Credo. Und darum entwirft Eliane Diethelm selber Mode, „für Frauen, die sich ausleben möchten, im Sinne von: Heute könnte etwas passieren.“ Kleidung sei etwas Mächtiges, weil sie die Stimmung eines Menschen verändern kann, sagt die Designerin, „Wir entscheiden beim Anziehen am Morgen selbst, wer wir sein wollen und was wir ausstrahlen.“ Wie recht sie hat. Der Sonntag fühlte sich nach unserer Begegnung schon ganz anders an. Es lebe die Lebensfreude.