Die letzte Folge des „Sonntagsoutfits“ (Sonntag, 29. November 2015) in der NZZ am Sonntag handelte von einer Frau, die ich bisher nicht kannte, obwohl sie seit über zehn Jahren im gleichen Fach wie wir arbeitet. Zwar wusste ich von Kathrin Wegmanns Label „Elfe 11“, hatte es aber nie bewusst auf dem Radar und verband damit auch keine bestimmte Person. Was natürlich einerseits ein Zeichen von einer gewissen „Betriebsblindheit“ meinerseits zeugt, andererseits aber auch von Kathrins ruhiger, diskreter Art, die nichts marktschreierisches hat. Kathrin Wegmann ist kaum je in der Presse – aber sie hat seit langer Zeit ihr Label, das ihr immer noch Spass macht. Vielleicht der bessere Weg, als auf Teufel komm raus die Akzeptanz und die Bühne der Medien zu suchen, dafür nachher an der Realität des Marktes zu scheitern?
Hier kommt der Text zu der Begegnung an einem ungewöhnlich milden Herbsttag im Winterthurer Gewerbemuseum:
Sich „bio“ anziehen muss nicht alternativ aussehen. Designerin Kathrin Wegmann zeigt, wie selbstverständlich nachhaltige Mode sein kann.
Nachhaltigkeit ist im Schwange. Man heizt sparsam, fährt energieeffizient und isst selektiver. „Bio“ gehört nicht nur bei Körnlipickern, sondern in weiten Kreisen der Gesellschaft zum guten Ton und führt dazu, dass sich auch mehr und mehr Menschen Gedanken über die Herkunft und die Machart ihrer Kleidung machen. In Winterthur fand vor wenigen Wochen eine ganze Nachhaltigkeits-Messe statt: Die „Designgut“ zeigte umweltoptimierte Ideen von vorwiegend Schweizer Kreativen.
Im Gewerbemuseum Winterthur traf ich an einem Sonntagmorgen anlässlich dieser Messe Kathrin Wegmann, Designerin und Lehrerin aus Zürich. Sie nahm mit ihrem Label „Elfe 11“ an der „Designgut“ teil und zeigte ihre „sinnlich-urbane“ Mode, wie sie selber sagt. Es sind schlichte, oft multifunktionale Teile, die bequem sind – produziert in Ungarn, Bosnien und der Schweiz. Kathrin Wegmann achtet dabei auf faire und und ökologisch verantwortete Rohstoffe und Produktionsumstände.
Nachhaltige Produktion sei für ihr Label ein wichtiges Thema, sagt die 39-jährige, auch wenn es oft viel Mehraufwand bedeutet. Manchmal stosse sie an Grenzen: „Ich hatte einmal eine Hose aus einem hervorragenden Bambusstoff, sozialverträglich hergestellt und in Ungarn produziert. Doch der Entwurf war am Ende so teuer, dass ich ihn fast subventionieren musste“, sagt Kathrin Wegmann. Zwar sei es ihren Kunden wichtig, dass die Entwürfe ethische und ökologische Kriterien erfüllen, aber: „ Es ist für die meisten immer noch entscheidend, dass eine Idee gut aussieht. Wenn sie dann auch nachhaltig ist, umso besser.“
Die Marke „Elfe11“ wurde 2001 von Kathrin Wegmann ins Leben gerufen. Seither hat sich das Label kontinuierlich, aber bewusst langsam entwickelt. „Ich habe meinen Weg nach Prinzip des angewandten Selbstversuchs gemacht und dabei sicher viel Lehrgeld bezahlt“, sagt Kathrin Wegmann. Seit zehn Jahren hat sie einen eigenen Laden in Zürich, in der eine Angestellte und eine Praktikantin tätig sind. Die Teilnahme an Designmessen wie der „Designgut“ ist für das Nischenlabel aber eine gute Gelegenheit, neue Kunden kennenzulernen.
Katrin Wegmann trägt natürlich von Kopf bis Fuss ihre eigenen Kreationen. Die „Pascha“-Hose mit Bundfalten ist von einer Herren-Anzugshose abgeleitet, die Beinweite ist mit Knöpfen regulierbar. Die Baumwollbluse mit Fuchs-Print und Stehkragen hat eine abnehmbare Schal-Schleife. Und die ungefütterte Wolljacke wird mit einer grossen Sicherheitsnadel geschlossen. Die braunen Stiefeletten sind aus dem Brockenhaus – Kathrin Wegmann hat nur die Schuhbändel ersetzt. So lässig sieht „bio“ heute aus!