Sonntagsoutfit: Martin & Damian, Arbon

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Am letzten Sonntag, 19. Juni ist ein Doppelporträt in der Reihe „Sonntagsoutfit“ der „NZZ am Sonntag“ erschienen. Es zeigt die beiden Rockabillys Martin und Damian, die ich am See in Arbon traf. Auch wenn sie vielleicht nicht auf den ersten Blick „besonders“ angezogen sind, so fand ich die beiden doch authentisch. Sie leben und zelebrieren sehr konsequent diesen 50’s-Stil, und das machte sie für mich zu einem dankbaren Motiv inmitten sonst eher wenig erwähnenswerter Oldtimer-Fans der „Arbon Classics“. Hier kommt der Text.

Fans von klassischen Automobilen könnten sich ruhig etwas mehr Mühe geben, was ihr Outfit angeht. Martin Pyttlik und Damian Scheiwiller gehen mit gutem Beispiel voran.

Oldtimer-Treffen sind eine schöne Sache. Ich schaue mir die überall im Lande stattfindenden Versammlungen von altem Blech immer gerne an, weil die Autos Eleganz, Charakter und Stil haben. Eigenartigerweise kann man dies von den Eigentümern nur selten sagen. Die Besitzer von Vierrad-Klassikern ziehen sich scheinbar am liebsten so an, als wollten sie der Erhabenheit ihres Gefährts bewusst etwas entgegensetzen. Zu mehr als Schlabber- oder Polo-Shirts, Schildmützen und Beulenjeans sind sie meist nicht fähig.

Schade. Denn wie toll wäre es, wenn die Leute sich auch im Stil der Zeit ihrer Autos kleiden würden? So wie es Martin Pyttlik, 28, aus Goldach und Damian Scheiwiller, 29 aus Waldkirch tun. Sie kamen just in dem Moment in einem patinierten 1969er Chrysler Plymouth Valiant auf den Platz gerollt, als ich die „Arbon Classics“ am Ufer des Bodensees schon resigniert verlassen wollte. Die beiden jungen Typen waren ein frischer Lichtblick inmitten der grauen Masse im Arboner Hafenareal. Mit Lust posierten sie ein paar Minuten für mich.

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Martin Pyttlik und Damian Scheiwiller sind passionierte „Rockabillies“, wie sie mir zu Protokoll gaben. Sie haben in St. Gallen einen entsprechenden Club, namens „Rorty Dogs“. Rockabillies sind etwas zwischen Teddyboys und Rocker – Menschen, die sich zu einer rauen Art von 50’s-Rock’n’Roll hingezogen fühlen, wie er in den Südstaaten der USA kultiviert wurde. Zum Rhythm & Blues gesellt sich ein Schuss Country – man denke an Eddie Cochrans „Summertime Blues“, an Johnny Cash, Shakin‘ Stevens und die Stray Cats.

„Gemütlich ausfahren, all die coolen Autos anschauen, die richtigen Leute treffen“ – das war für Pyttlik und Scheiwiller, die in der Gegend wohnen, der Grund, um nach Arbon zu kommen. Dabei tragen sie „alles, was dazu gehört“, wie sie beide sagen. Das T-Shirt von Martin Pyttlik war von der US-Underground-Marke The VNM, seine Chinos von Edwin, die Chucks von Converse und die Sonnenbrille Ray-Ban. Auffällig war auch sein braunes Paisley-Taschentuch in der linken Gesässtasche. „Es zeigt meinen Beziehungsstatus“, grinst Pyttlik, der den Übernamen „El Polaco Loco“ trägt.

Sein Kumpel Damian Scheiwiller – Pfadiname „Panther“, nicht weniger perfekt pomadiert als Pyttlik – trug ein schlichtes Kurzarm-T-Shirt von Levi’s sowie eine Raw-Denim-Selvedge-Hose derselben Marke, mit sehr hoch umgekrempelten Säumen. Auch Scheiwylers Brille war von Ray-Ban, und auch er hatte einen markigen Gürtel mit viel Symbolik an. „Der Gürtel ist mit Schrauben und Muttern dekoriert und beschreibt mich“, sagte Scheiwiller, „Ich bin Automechaniker und schraube gerne herum.“ Genauso symbolträchtig seien die Anker auf seinen Ohrringen und den Tattoos: „Der Anker ist ein Symbol des Ankommens und Zuhauseseins, das entspricht mir.“

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