Diese Woche führte uns wieder mal über Stock und Stein, ins Landesinnere und über die Landesgrenzen hinaus – zum Glück aber nicht ganz an die Grenzen der Kräfte.
Am Montag erschien auf NZZ.ch ein „Montagsklischee“, das Aufreger-Qualitäten hatte, weil es sich mit der alten Frage beschäftigte: „Sind Schwule die besseren Modedesigner?“. Klar, das Thema ist abgegriffen, doch wir wissen aus eigenem Umfeld, dass es immer wieder auftaucht. Also: „Gibt es überhaupt nicht-schwule Modedesigner“, fragt etwa Elisabeth M., und die Antwort im Text lautet: Ja, es gibt sie – Christian Lacroix, Paul Smith, Roberto Cavalli etc. – aber tatsächlich sind Heteros in der Minderzahl. Ein toller Kommentar zu dem Text versucht es so zu erklären: „Schwule haben aufgrund ihrer Biografie einen anderen Blick auf Männlichkeit und Weiblichkeit. Ein Heteromann hat nie eine auf seinem Geschlecht basierende Identitätskrise. Er wächst auf und nimmt eine bestimmte Vorstellung von Männlichkeit fraglos an. Als Schwuler kommt man immer an einen Punkt, wo man innerlich einen Bruch empfindet, etwas, das mit der erwarteten Norm nicht passt, und ist gezwungen über Identität zu reflektieren. Daher kommt auch ein umfassenderer Sinn für Gestalt, Gestaltung, Form und Wirkung einher.“ – Merci fürs Mitdenken!
Ebenso am Montag erschien eine erste Analyse zu dem Mailänder Männermodeschauen für Sommer 2015 – der Titel: „Mailand legt die Krawatten ab“. Fast alle grossen Designer in Mailand verzichteten auf formelle Statements und zeigten legere, sportive Kollektionen. Bei Bottega Veneta war etwa keine einzige Krawatte zu sehen, auch bei einer eher klassischen MArke wie Ferragamo (Bild) nicht.
Gleichentags erschien dann später mittags noch ein „Feriengruss von der Insel“ – über die neue Sommerkollektion „Saluti da Ponza“ der Zürcher Designerin Dorothee Vogel, deren Arbeit wir seit vielen, vielen Jahren verfolgen und wertschätzen.
Am Dienstag ging es mit dem Cisalpino über die Alpen nach Mailand, wo wir das Vergnügen hatten, auf Einladung des Schweizerischen Textilverbandes Teil einer internationalen Jury zu sein, welche Arbeiten von Studenten des Istituto Europeo di Design (IED) in Mailand bewerten durfte, die aus Schweizer Stoffen entstanden waren. Der Abend war reizend, die Kollektionen teilweise sehr gut – und es bestätigte uns in der Theorie, dass es wichtig ist, sich manchmal auch mit Dingen zu beschäftigen, die nicht ganz nahe liegen, sondern einen Effort benötigen. Ein Bericht dazu wird dieser Tage noch erscheinen.
Von der Reise nach Mailand brachten wir auch noch einen Augenschein zum Schweizer Jungdesigner Julian Zigerli mit, der am Mittwoch auf NZZ.ch erschien. „Zigerli versucht’s“ war keineswegs maliziös gemeint, sondern bewundernd, zumal Julian Zigerli seinen bisherigen Weg selbst als Versuch einschätzt: „Das ist ja das Absurde an dieser Branche: alles hat ein irres Tempo, ein Termin jagt den anderen, nie hat man Zeit – aber dann lassen sie dich lange Jahre zappeln, in denen du vielleicht verhungerst.“
Gleichentags übrigens auf Radio SRF3: Bademodetrends für Sommer 2014. Der Take, der um 14 Uhr ausgestrahlt wurde, war aufgezeichnet und ordnete die Beduetung von Trends gegenüber Passform etwas neu ein. „Es gibt gewisse Badehosen, die sehen an manchen Menschen super aus, und an anderen sind sie die grosse Katastrophe. Das Wichtigste ist also der ehrliche Blick in den Spiegel und dann erst kann es um Modetrends gehen.“
Am Donnerstag durften wir uns dann, im Vorfeld des WM-Fussballspiels USA – Germany mit der Stilistik der beiden Nationaltrainer Jürgen Klinsmann und Joachim Löw beschäftigen. „Normcore-Klinsi gegen Styler Löw“ vermutete die deutsche Mannschaft eine Nasenlänge voraus. „Offensichtlich wollten die Marketingstrategen bei Hugo Boss mit diesen einschüchternden Stil-Ansagen im Vorfeld der WM auch ein wenig psychologische Kriegsführung betreiben“, kommentierten wir die Fotos der DFB-WM-Kollektion und sagten ein 2:1 für Deutschland voraus. Wir lagen fast richtig.
Am Freitag auf NZZ.ch schliesslich eine Übersicht zu dem, was bis zu dem Zeitpunkt in Paris schon an Männerkollektion für Sommer 2015 gezeigt wurde. „Zum Glück gibt’s Paris“, lautete der Titel. „Now is not the time for crazy“ hatte Miuccia Prada in Mailand postuliert. Wir meinen: Quatsch. „Paris legt diesbezüglich heftigen Widerspruch ein! Die Kollektionen der französischen Designer sind frisch, lebendig, mutig und durchaus auch ein bisschen crazy. Hier geht man nicht davon aus, dass die Revolution in der Menswear schon vorbei ist.“