Seit Jahren lese ich Ihren Kolumnen in der NZZ, seit gestern fliegt eine Frage in meinen Gedanken: Soll ich die lässige Freitag-Tasche (Modell F62 „Peggy“) in der Farbe Dunkelblau mit Streifen kaufen? Die Tasche passt von der Grösse und vom Stil her wirklich gut zu mir. Die Frage ist aber: trägt man (Frau) noch Freitag-Taschen oder ist das ein ehemaliges „It-Teil“, das heute nicht mehr in ist? Ich bin 1.60 gross, Typ Italien-Look, natürlich, sportlich, kleide mich in der Freizeit gerne lässig, da ich beruflich (Bankerin) klassisch angezogen bin. Brigitte L., Schaffhausen
Alle paar Monate wieder werde ich mit dieser Frage konfrontiert, und immer tönt es etwa gleich: Ich finde die Freitag-Taschen lässig und praktisch, aber ich frage mich, ob sie noch der Mode entsprechen. Und jedes Mal denke ich: BULLSHIT! Entschuldigung, das musste jetzt so deutlich sein, damit es auch sitzt.
Ich meine: Die Freitag-Tasche war im eigentlichen Sinne nur eine relativ kurze Zeit „hip“, nämlich etwa zwischen 1993 und 1997, als die Taschen noch ganz neu waren, von Daniel und Markus Freitag selbst im Atelier an der Zürcher Hardbrücke zugeschnitten und genäht und sich nur ganz wenige ausgefuchste Kenner damit zeigten. Damals war diese Tasche eine Novität, ein Geheimtipp, eine Überraschung (aber auch relativ primitiv geformt!)– schon kurz darauf wurde sie zum seriell gefertigten Produkt, das immer mehr Menschen erreichte. Was aber nicht heisst, dass die Tasche dadurch ihre Berechtigung oder Richtigkeit verlor, im Gegenteil. Nicht alles, was massentauglich ist, muss deswegen auch pfui sein. Klar gab es dann bald Leute, die fanden, die Tasche sei jetzt nicht mehr so cool, aber all das hat sie locker weggesteckt. Jedes Jahr wurden mehr davon produziert und verkauft.
Ich schrieb es schon vor zehn Jahren im NZZ Folio praktisch wortgleich und meine auch heute: Daniel und Markus Freitag hatten im Herbst 1993 eine geniale, bahnbrechende Idee, die ihrer Zeit weit voraus war. Und sie waren so clever, das Potenzial ihrer Idee zu nutzen und daraus ein kleines Imperium zu formen, das heute 300’000 Stück pro Jahr weltweit verkauft und 160 Menschen beschäftigt. Freitag ist eine aussergewöhnliche, modellhafte und noch immer begeisternde Erfolgsgeschichte, wie sie die Schweiz selten hervorbringt – weil das Produkt und die Firma bis heute liebenswert unschweizerisch und unsteif geblieben sind. Ausserdem vertritt die Firma nach wie vor wichtige Werte und Themen. Upcycling und Nachhaltigkeit sind kein bisschen aus der Mode gekommen. Und Freitag hat immer noch viele Ideen. Man schaue sich dazu mal auf der Website von Freitag um: So viel Aufwand, so viele bemerkenswerte Details, so viel gute Energie. Eigentlich ist das, was Freitag herstellt, moderner Luxus, weil: Dauerhaft, gut gemacht, individuell, im Grunde immer noch vergleichsweise exklusiv und ausserdem recht gut bezahlbar.
Ich möchte Ihnen also dazu raten, nicht links und rechts zu schauen, was die anderen so machen und finden, und Ihrem Herzen zu folgen, das sagt: Ich mag diese Tasche und möchte sie haben. Alles andere ist egal. Mit der Mode zu gehen oder „hip“ sein ist sowieso komplett von gestern. Wer will das noch? Man soll heute sich selbst sein, und das geht am besten, wenn man seinem Instinkt folgt. Peggy muss also Teil Ihres Lebens werden. Sie passt auch zu einer Bankerin, vielleicht sogar besser als die bourgeoisen MCM-, Vuitton- und Mollerus-Täschchen. Bleiben sie jung und beweglich – Freitag hilft dabei. Und falls Peggy für Ihre überschaubaren 1.60 Meter Körpergrösse etwas zu voluminös sein sollte: Die R122 „Morgenson“ könnte eine gute Alternative für eine erwachsene Frau sein.
Ich habe gesprochen.
Daniela Kamber
Seit nun etwa 12 Jahren begleitet mich meine Freitag-Tasche mehr oder weniger auf Schritt und Tritt. Wir reisten um die ganze Welt, pilgerten an Open Airs oder gingen durch einen ganz normalen Tag. Kurz: meine Tasche und ich, wir haben schon viel zusammen erlebt. Auch heute noch könnte ich nicht ohne Freitag-Tasche sein. Sie gehört zu mir. Und was die anderen denken ist mir eigentlich egal.