Auftritt am 53. Ärzte-Fortbildungskongress in Davos, wo es vor 400 Medizinern auch um die Frage ging, wie sich ein praktizierender Arzt – in eigener Praxis oder Spital – am besten anzieht. Hier die zehn wichtigsten Tipps aus meinem halbstündigen Exkurs in die Welt der textilen Fragen:
1. Arzt ist ein Full-Body-Contact-Job – wichtiger noch als eine gute Klamotte ist ein gutes Grooming bzw. Körperhygiene. Frische ist oberstes Gebot. Ohren, Nasen- und Nackenhaare nicht vergessen!
2. Man mag vom weissen Kittel halten was man will, aber es ist erwiesen, dass der Mantel in vielen Fällen Vertrauen schafft, die Glaubwürdigkeit unterstreicht und als ’seriös‘ empfunden wird. Schön ist allerdings meistens nicht. Ausweg: Sich aus feinster, langstapliger Top-Baumwolle (etwa von Albini) einen massgeschneiderten Kittel beim Schneider machen lassen!
3. Eine Krawatte wirkt für einen in eigener Praxis tätigen Arzt – gerade in ländlicher Umgebung – oft ein bisschen zu angestrengt und schafft manchmal sogar Distanz. Alternative: eine Fliege. Sie ist von Alters her ein akademisches Accessoire, wirkt verspielter und kann zu einem Markenzeichen werden.
4. Birkenstock-Latschen, Crocs und andere Sandalen gehen nicht – will ein Arzt nicht von vornherein seinen ganzen Goodwill beim Patienten verspielen, darf er ihm weder die Zehen noch seine Sockenspitzen zeigen. Geschlossene Schuhe sind ein Muss, bevorzugt geschnürte. Farbige Schuhe können auch ein Markenzeichen sein!
5. T-Shirt, Pulli, Hoodie und Jeans sind zwar bequem, wirken aber nachlässig. So sehr der Patient vor dem Arzt eine gewisse Achtung haben soll, müsste der Mediziner seinen ‚Kunden‘ durch eine professionelle, nicht-freizeitliche Garderobe einen gewissen Respekt entgegenbringen.
6. Mediziner haben, anders als Computerhelden und Schreibtischtäter, durchaus gute Gründe, auch mal ein kurzärmliges Hemd zu tragen. Es sollte ein sportives Modell, die Ärmel nicht zu weit geschnitten. Schön wäre es auch, wenn man in diesem Fall auf eine Krawatte verzichtet, um nicht in die traurigste Provinzler-Optik zu fallen.
7. Besser weniger Kleidung kaufen, dafür bessere – wer anderen mit seiner Kunst zu mehr Lebensqualität verhilft, kann nicht in Billigklamotten durchs Leben gehen. Qualität zu kaufen zeugt von Respekt vor anderen Menschen und Metiers, und nicht von Verschwendungs- oder Geltungssucht.
8. Das Rundhals-T-Shirt alleine ist etwas zu wenig Kleidung für einen Arzt. Es erinnert eher an einen Pfleger. Wenn T-Shirt, dann besser Modelle mit einem Kragen, also Polo-Shirts. Sie wirken etwas formeller, lassen sich aber genauso entspannt tragen.
9. Eine Weste verschafft extra Platz zum Verstauen von Stiften, Kleingerät, Kommunikationsapparatur oder Papieren. Ausserdem wärmt sie Herz, Rücken und Nieren.
10. ‚Würde Yves es tragen oder empfehlen?‘ – im Zweifelsfall soll man sich immer diese Frage stellen Gemeint ist Über-Stilikone Yves Saint Laurent. Wenn nur die geringsten Zweifel an einem ‚Ja‘ hat, der muss noch einmal über die Bücher.
Getanzt wurde in Davos übrigens auch, aber sicher – nicht am Kongress, sondern am gesellschaftlichen Rahmenprogramm des Abends vor dem Vortrag. Dabei zeigte sich, dass die Mediziner durchaus bewegte Akademiker sind und Spass daran haben, das Tanzbein zu bekannten Gassenhauern schwingen.