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Von 2008 bis Mitte 2012 erschien in der «NZZ am Sonntag» die wöchentliche Stilkolumne «Hat das Stil?» aus meiner Feder – in den ersten beiden Jahren mit selbst gezeichneten Illustrationen, danach mit den schönen Zeichnungen von Gisela Goppel. Die Kolumne war ein beliebtes Format, und wurde für mich so etwas wie eine zweite Identität: Ich hörte fast ebenso häufig «Grüezi» wie «Hat das Stil?». Der Bedarf an ästhetischer Weiterbildung war offensichtlich gross, denn der Strom von Fragen, welche die Leser jede Woche einschickten, hätte gereicht, die Kolumne noch drei Jahre weiter zu führen.

Leider entschied sich der voll im Strudel des Medienwandels steckende Verlag NZZ aber im Frühjahr 2012, sich auf die Kernthemen Politik und Wirtschaft zu fokussieren und das Thema Lebensart nicht mehr weiter zu entwickeln. Die wöchentlichen Stilseiten der Tageszeitung wurden eingestellt, die Männerbeilage klammheimlich beerdigt und alle Projekte im Bereich der intelligenten Vernetzung von Shop, Online und Stil sistiert. Die Stil-Beilage am Sonntag hat sich trotz einer Formatänderung und einem optischen Fresh-up seither ebenso kaum weiter entwickelt wie die grossformatige Luxusbeilage «Z». Ich verliess die NZZ im Sommer, um nicht auch stehen zu bleiben.

Tempi passati! Die Enttäuschung und Ernüchterung sind überwunden und verdaut. Heute freue ich mich darüber, dass der Bedarf an geistreichen Inhalten zum Thema Zeitgeist überall gross ist (wenn auch nicht bei klassischen Verlagen!). Ich habe Projekte und Perspektiven. Ich halte Vorträge und trete an Symposien auf. Und werde noch immer fast jede Woche gefragt: «Hat das Stil?» Die Frage wird dort, wo sie einst zu Hause war (in der NZZ), auch noch immer gestellt. Eine Münchner Kollegin beantwortet die Fragen eloquent, allerdings nur auf  Papier. Der einst sehr beliebte digitale Kanal «Hat das Stil?», welche die wöchentliche Kolumne begleitete und auf dem sich ein lebhafter Stil-Diskurs entfaltete, vertrocknete und steht heute eingefroren im Netz (hier).

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Heute, mit etwas Abstand zum ganzen Schlamassel, denke ich: Dieses Stück Lebenshilfe war doch genau mein Ding. Es war mein Format und meine Rolle. Und deshalb werde ich ab sofort wieder, so sich genügend Fragesteller finden, ab sofort wieder täglich, sicher aber wöchentlich Stilfragen beantworten. Am liebsten digital, also hier auf diesem Kanal, wo man reagieren und interagieren kann, wie es heute üblich ist – schnell und dialogisch. Einfach eine Mail senden an jeroen@vanrooijen.ch. Die Antworten publiziere ich primär auf Facebook, dem wichtigsten sozialen Marktplatz von heute, wo ich ab sofort auch einen digitalen Briefkasten unter www.facebook.com/hatdasstil habe. Auch dort kann man direkt Fragen stellen. Natürlich wird immer noch alles diskret anonymisiert, wie bei einem guten Doktor.

Ausserdem publiziert die renommierte «Weltwoche» ab sofort jede Woche eine ausgewählte Stilfrage auf der neuen Doppelseite «Stil», auf der ich darüber hinaus eine aktuelle Stilkritik, ausgewählte Konsumempfehlungen und einen schönen Klassiker publiziere. Wer also lieber Papier mag, möge zu dieser Publikation greifen. Sie ist gewiss etwas kantiger und ruppiger als die alte Tante, und manchen ist sie aus vielen Gründen nicht so ganz geheuer. Aber wie sagte schon der tolle Stilheld Nick Wooster unlängst: Spannend wird’s erst dort, wo es ein bisschen gefährlich ist. Und Carmel Snow wusste: Eleganz ist guter Geschmack plus ein Schuss Wagemut.

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