We teach teachers

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Die Story zu dem Thema „Lehrer und Dresscodes“, die ich am Donnerstag kurz vor Feierabend auf NZZ.ch/Lebensart online gestellt habe, hält sich nun schon den dritten Tag als bestgelesenes Stück auf NZZ.ch, allen Unglücken, sportlichen Triumphen und anderer Aktualität zum Trotz. Es scheint, als hätten wir da einen Nerv getroffen. Es scheint, als beschäftige das Klischee des Lehrers, der schlampig angezogen vor der Klasse steht, weitaus mehr Menschen als nur uns…

Weil wir Dutzende Anfragen bekommen, weshalb der Artikel bei NZZ.ch hinter der Bezahlschranke steht, und nicht bei uns auf der Website, wo wir doch auch freie Bürger und Unternehmer seien, wollen wir einen Auszug daraus hier online stellen. Spannender aber als der Kleidungskodex der Schule Kreuzlingen, der nun wirklich vor lauter Selbstverständlichkeiten trotzt, ist das internationale Feedback, das der Artikel gerade erzeugt hat.

SpiegelOnline-Lehrer

SPIEGEL ONLINE hat das Thema in diesem Artikel HIER aufgegriffen und unter dem Titel „Enge Jeans und fusselnde Strickjacken sind tabu“ online gestellt. Es darf davon ausgegangen werden, dass das Thema auf diesem Powerhouse des Online-Journalismus seine Wellen macht…

… doch auch die hoch geschätzte SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hat die Kleidungsnöte von Lehrern erhört und einen Follow-up dazu veröffentlich, man findet ihn HIER. „Stil-Nachhilfe an der Tafel“ heisst das Thema von Autorin Charlotte Theile.

Interessant ist allenfalls auch die mangelnde Solidarität unter den so genannten „Qualitätsmedien“: Weder „Spiegel“ noch „Süddeutsche“ legen dar, wo sie das Thema aufgeschnappt haben, nämlich bei der NZZ. (Inzwischen hat die Süddeutsche aber auf meinen Wunsch hin nachgebessert) … Und HIER geht’s zum bezahlschrankenbeschränkten Artikel der NZZ, mit dem diese Welle ihren Anfang nahm ….

NZZ-Online-Lehrer

Und nun also der Textauszug aus NZZ.ch…

„Die Schule Kreuzlingen, die immerhin etwa 300 Lehrerinnen und Lehrer beschäftigt, hat sich Anfang November die Mühe gemacht, das Thema der korrekten Bekleidung für Lehrerinnen und Lehrer aus dem Bauch des Lehrkörpers heraus zu entwickeln. Kontext war ein Seminar mit dem Motto «Auftreten, wirken, begeistern», in dem neben Fachvorträgen von Neuropsychologen oder Workshops mit Stimmtrainern auch die Kleidung Thema von zwei halbtägigen Workshops (mit dem Autor dieser Zeilen) war. Dabei wurde ein konsensfähiger «Dresscode» ausgearbeitet, der ein Modell für andere Schulen sein könnte.

Hemden und Blusen: Werden als korrekt und passend empfunden – für Herren durchaus auch solche mit kurzen Ärmeln. Allerdings sollte die Passform stimmen: Weite Freizeithemden sind ebenso falsch wie knallenge Stretch-Blusen. Transparente Stoffe sind ein klares No-Go.

Krawatten: Können in der Schule problemlos weggelassen werden, weil sie ohnehin nicht mehr uneingeschränkt als Symbol für Ordnung und Autorität stehen, sondern teilweise sogar unnötig Distanziertheit anzeigen. Für die Schulleitung und öffentliche Termine können sie gleichwohl getragen werden, nur nicht zu kurzärmligen Hemden.

T-Shirts: Für Lehrerinnen unproblematisch und verbreitet, wenn sie einen gepflegten Eindruck machen. Bauchfrei ist aber ein No-Go. Wenn Herren T-Shirts tragen, dann auf keinen Fall eines, das mit Logos, Parolen oder Symbolen bedruckt ist. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich für Lehrer, ein korrekteres Poloshirt mit Kragen zu wählen.

Ärmellos: Spaghettiträger sind ein klares No-Go. Die Träger von Tops oder Kleidern sollen mindestens drei Finger breit sein, wobei auf jeden Fall die Achseln zu rasieren sind. Die Zurschaustellung von Körperhaaren gehört sich auch für Herren nicht – ärmellose Shirts sind kein ausreichendes Outfit.

Kapuzenjacken: Das «Hoodie», mit dem sich heute die grosse Mehrheit der Teenager kleidet, wird für Lehrpersonen als kaum geeignete Kleidung angeschaut. Wenn es denn überhaupt sein muss, dann solche ohne Logos und Lettern.“

Nchsatz: Dies sind aber nur fünf von dreissig Stichworten aus dem ganzen Katalog der Stilempfehlungen. Also vielleicht doch Bezahlschranke überspringen, um alles zu lesen?

Nachtrag vom Montag, 24.11.: Es folgen in den kommenden Tagen weitere Beiträge auf Deutschlandradio, in 20 Minuten und in der Thurgauer Zeitung. Es scheint, als hätten wir ein Thema angesprochen, das immer weitere Kreise zieht …

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