Gestern einen anregenden Abend in Christian Links Wunderkammer verbracht, und zwar im neuen Schaulager, das der Zauberer (sein wirklicher Beruf!) und Präparate-Sammler in Zürich eröffnet hat. Im vierten Stock eines unscheinbaren Gebäudes an unspektakulärer Lage (genaue Adresse nur für Eingeweihte!) hat er eine ganze Wunderwelt mit seiner stolzen Sammlung an Tierpräparaten eingerichtet. Die Stücke sind sehr elegant auf matt grauen Wänden präpariert und für interessierte Käufer sauber nummeriert und katalogisiert. Unsere Favoriten waren ein kleiner, aufrecht stehender Gibbon (Zootier) und ein weisser Bock mit prächtigen Hörnern.
Die Tiere in Christian Links Sammlung sind zumeist europäische Zootiere, die nach ihrem natürlichen Tod präpariert und für die Nachwelt erhalten wurden. Es sind aber auch ältere Präparate von Wildtieren dabei, die aus einer Zeit stammen, als Grosswildjagd und Safari noch akzeptable Hobbys waren. Nicht wenige dieser Stücke stammen aus dem Nachlass eines verstorbenen Zürcher Gastronomen, der inmitten dieser Stücke lebte. Die Präparate, gerade die exotischen Stücke, bekommen durch den gottlob immer besseren Tierschutz und die zunehmende Ächtung der Trophäenjagd einen immer grösseren Seltenheitswert und entsprechenden Wert.
Es ist etwas Ambivalentes dabei, diese teils sehr lebendig wirkenden Präparate zu betrachten. Gefühle, die man im Supermarkt an der Fleischtheke seltsamerweise nicht hat. Denn gewiss wurden manche dieser Tiere auch erlegt, aus welchen Gründen immer. Christian Link weiss es meistens sehr genau und kann die Herkunft nicht nur erklären, sondern – gerade im Fall der geschützten und seltenen Tiere – auch nachweisen. Der Sammler achtet die Würde des Tieres hoch und versteht seine Präparate primär als kunstvolle Verneigung vor der Schönheit der Natur. Man sieht deshalb auch keinen Schabernack wie Tiere mit Hüten, Brillen oder dergleichen.
Wer sich für das Wunderkammer-Schaulager interessiert, kontaktiert Christian Link in seiner Wunderkammer Zürich (über Facebook oder an der Kalkbreitestrasse 59, 8003 Zürich) und vereinbart einen individuellen Termin vor Ort. Einfach so reinspazieren geht nicht. Oder man kommt im Cabinet im Viaduktbogen 2 in Zürich vorbei (bei uns also), wo es auch einige Stücke aus dieser Sammlung und den Kontakt dazu gibt.