Sonntagsoutfit: Laura Aerni, Zürich

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Gestern Sonntag, 13. Dezember ist im „Stil“-Magazin der „NZZ am Sonntag“ ein „Sonntagsoutfit“ erschienen, das ich Ende November an der „Blickfang“ im Kongresshaus traf. Es war Laura Aerni, die ich nie zuvor gesehen hatte, die mir aber ihres exzentrischen Tutu-Rocks wegen sofort auffiel. Hier kommt der Text …

 

„Ich vermute, dass dieses Outfit nicht den Regeln meines Arbeitgebers entsprechen würde“

Als Mitarbeiterin einer Bank hat Laura Aerni klare Dresscodes zu beachten. Am Sonntag kleidet sie sich also mit Lust etwas weniger konventionell.

Die Zürcher Designmesse Blickfang, die seit bald zwanzig Jahren Ende November stattfindet, zieht ein bunt gemischtes Publikum an: Familien, Paare, Designprofis, Konsumfeinschmecker und Individualisten, die sich ein wenig abseits der Norm einrichten oder kleiden. Zwar schieben sich auch graue Mäuse durch die Gänge, doch die Anzahl stilistischer Exoten ist für die Finanz- und Dienstleistungsstadt Zürich, deren Modemut oft eher bescheiden ist, überdurchschnittlich hoch.

Da ist etwa Laura Aerni 31, Bankangestellte aus Zürich, die wir am Sonntagmittag in Begleitung ihrer besten Freundin im Kongresshaus trafen. Sie wollten zusammen „einen entspannten Sonntag verbringen“ und sich ein wenig auf der Designmesse umschauen, weil sie sich beide für schöne Dinge interessieren. Meistens kauft Laura auf Reisen ein, wenn sie Zeit dazu hat und ungewöhnliche Läden entdeckt. Sie bezeichnet sich selbst als „Finderin“, die mehrheitlich spontanen Impulsen folgt. So sind die meisten Kleidungsstücke mit Erinnerungen verbunden.

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Den weichen Mohair-Pullover von Athé by Vanessa Bruno hat Laura etwa in London gekauft, die schwarzen Stiefel bei Urban Outfitters in Dublin und ihre Brille von Persol in Bellagio. Die geflochtene Tasche mit den goldenen Nieten ist von Bottega Veneta. Doch auch in Zürich kauft sie gerne ein, etwa in ihrem „Lieblingsladen“ Eclectic, wo sie den dunkelblauen, dreilagigen Tüllrock fand. Er ist von einer japanischen Marke namens „Bilitis“, deren Name von David Hamiltons gleichnamigem Softsexfilm von 1977 entliehen ist.

Das „Tutu“, wie Aerni ihren Tüll-Rock nennt, musste sie haben, weil sie als junges Mädchen gerne Ballerina geworden wäre. Aber daraus wurde nichts, denn: „Ich konnte nie rechts und links unterscheiden, die ganze Klasse tanzte nach links, nur ich hüpfte nach rechts.“ In gewissem Sinn tanzt Laura heute noch aus der Reihe – Ein Tüllrock zum dicken Pullover ist ein spannender Kontrast und ein sicherer Hingucker, den nicht viele wagen würden.

Für die Bankfachfrau ist Kleidung dazu da, um ihre Persönlichkeit zu unterstreichen und ihrer Stimmung Ausdruck zu verleihen. Und das tut Laura, die unter der Woche strengen Dresscodes zu folgen hat, vor allem am Wochenende. „Ich vermute, dass dieses Outfit nicht den Regeln meines Arbeitgebers entsprechen würde“, sagt Laura. Der Sonntag sei ja ein eher langweiliger Tag, dem müsse man mit dem Outfit etwas entgegen setzen. „Ich höre dann oft, dass ich privat ja gar nicht wie einer aus der Finanzbranche aussehe“, lacht sie.

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