Dieses Sonntagsoutfit, erschienen am 4. September 2016 in der „NZZ am Sonntag“, ist das zweitletzte, das auf diesem Kanal online erscheint – nach dem 20. September 2016 werden diese Beiträge auf dem neuen NZZ-Lifestyle-Portal BELLEVUE publiziert. Dort gehören sie schliesslich auch hin. Hier standen sie letztlich ja nur, weil es keine adäquate Online-Umgebung dafür bei NZZ.ch gab.
Auf dem Sofa sitzen Sofie Vertongen und Yannick de Neef. Ich traf die beiden, die ich – wie die meisten Protagonisten dieser Serie – vorher nicht kannte, im Antwerpener Concept Store St. Vincents. Der Laden ist ganz wunderbar, er wäre eigentlich eine Geschichte für sich. Sie sassen dort und genossen den Sonntagnachmittag, der schon weit fortgeschritten war. Wir machten ein Foto und ein kleines Interview – danach fuhr ich 750 Kilometer zurück in die Schweiz. Manchmal muss man eben ein bisschen weiter gehen, um Schönes zu finden. Hier kommt der Text.
Wenn ich in den letzten 12 Monaten etwas gelernt habe, dann dies: Schöne Ort ziehen schöne Menschen an. Die Chance, an einem Sonntag gut angezogene Menschen zu treffen, ist an einem Ort, der über eine eigene Pracht verfügt, ungleich höher als auf einer beliebigen Strassenecke. Nun ist die belgische Modestadt Antwerpen, wo ich Mitte August weilte, nicht per se schön. Es gibt in der Hafenstadt wahrscheinlich mehr hässliche und schmuddelige Ecken als liebenswerte. Doch hat vieles eine eigene, seltsame Schönheit, und ein Ort dann richtig schön ist, dann auf überwältigende Weise.
Ich traf Sofie Vertongen und ihren Partner Yannick de Neef im Schaufenster des Antwerpener Concept Stores St. Vincents, der auch am Sonntag geöffnet ist. Sie sassen auf einem grossen grünen Sofa aus alten Armeezelten, tranken Kaffee und schauten den vorbei flanierenden Menschen zu. „Wir wohnen gleich um die Ecke, aber dieser Ort fühlt sich für uns wie ein zweites Zuhause an“, sagen sie, „Ausserdem gibt’s unseren Lieblingskaffee aus Berlin, wo wir eine Zeit gewohnt haben.“ Ich bat das Paar, sitzen zu bleiben und sich möglichst nicht von meiner Kamera stören zu lassen.
Sofie ist 29 und hat in Gent Innenarchitektur studiert. Sie betreut Privatkunden für Interieur-Projekte. Seit einiger Zeit betreibt sie zudem einen Web-Shop für wurzellose Epiphyten (auch „Air Plants“ genannt), wo sie neben diesen „Aufsitzer-Pflanzen“ auch selbst entworfene Träger dafür anbietet. „Ich mag Grün und Design – also eine Traumkombination für mich“, sagt sie über ihre Berufung. Yannick ist 28 und als Digital Marketing Manager für Opel in Belgien tätig. Vor kurzem hat er seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht – Sofie trägt nun einen Verlobungsring, gekauft bei St. Vincents.
Stilistisch sind die beiden ein „perfect match“. Beide gut aussehend, schlank und charmant, ausserdem farblich gut harmonierend. Sofie Vertongen trägt einen dunkelblauen Overall von American Apparel, dazu lederne Espadrilles von Selected Femme. Ihre Handtasche, die neben ihr auf der Couch liegt, ist von APC. Yannick de Neefs Outfit – schmale Jeans und schlichtes T-Shirt – ist zu grossen Teilen von Filippa K. – „Sie macht zeitlose Sachen, die mir gut passen“, sagt er. Seine dunkelblauen Sneakers sind von Zéspa aus Aix-en-Provence, der über der Sofalehne hängende Blouson ist von Closed aus Hamburg. Schönheit ist so simpel – man muss sie nur zu finden wissen!
