We think about Normcore

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In der aktuellen Ausgabe der ‚Weltwoche‚ nachzulesen: Unsere Gedanken zum neuen buzzword der Saison: NORMCORE. Es handelt von einer Generation, die sich von der Vorstellung, etwas Besonderes sein zu wollen, verabschiedet hat. Stattdessen findet sie ihr Glück darin, in der Masse zu verschwinden.Wir finden das grossen Käse – einen richtigen Medienhype. Und hier steht, warum:

Als Prototyp des Normcore-Lifestyles soll Hollywood gelten, namentlich junge Schauspieler wie Ryan Gosling oder Bradley Cooper – mittels Paparazzi-Fotos wird uns weisgemacht, dass sie sich gewollt so anzögen, als hätten sie sich kurz vor Ladenschluss noch vom Sofa erhoben, um im Supermarkt ­ein Sixpack Bier zu holen. Normcore-Menschen – Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wird auch immer genannt – sind ohne Dresscodes aufgewachsen. Sie suchen nicht nach gesellschaftlichen oder modischen Distinktionsmitteln, sondern zelebrieren in ­ihrem Look und Lebensstil die absolute Hardcore-Normalität (Hoodie, T-Shirt, Jeans, Turnschuhe) – daher der Begriff. Geprägt hat ihn eine New Yorker Agentur namens K-Hole. Zeitungen in aller Welt haben die Definition aufgegriffen – «Wir alle leiden darunter, permanent etwas Besonderes sein zu müssen», wurde eine Mitbegründerin von K-Hole in der Welt zitiert. Und in sozialen Medien wird gefeiert, dass es endlich einen schmissigen Begriff zum Nichtereignis des Normalos gibt.

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Klar, dass Normcore bei Journalisten punktet. Die notorisch armselig angezogene Berufsgruppe erkennt sich in diesem Alles-ist-wurst-Modestil selbst und freut sich, nun auch mal hip zu sein. Und dann wird triumphierend getitelt: «Permanentes Streben nach dem Besonderen ist out» (noch einmal die Welt). Normcore kommt den Schreiberlingen gelegen, hegten sie doch immer schon eine unverhohlene Abneigung gegen die Mode und deren Streben nach individueller Inszenierung. Also stellt man den neuen Begriff zufrieden in den Raum, zieht sich die Windjacke zu und schlurft von dannen. Ist mit der Defini­tion irgendjemandem geholfen? Nein.

Man kann Normcore sicher ein Quäntchen Wahrheit attestieren, keine Frage. Es gibt viele Menschen, denen die permanente Überfütterung durch die Mode- und Lifestyle-Industrie zuwider ist und die deshalb beschlossen haben, das Thema der eigenen visuellen Identität unerledigt abzuhaken. Sie haben keine Ideale mehr, dafür einen grossen Fernseher und ­Data-Flatrate. Es lebt sich ja heute auch ganz bequem in Jogginghosen. Und dennoch kann Normcore kein Ideal sein. Denn auch wenn man den Stil jetzt als Befreiung vom Joch der Mode feiert, ist er tatsächlich eher eine Resignation vor der immer schwieriger werdenden Aufgabe, sich mit den Mitteln der Mode noch zu differenzieren. Normcore-Menschen haben diese Idee aufgegeben. Nicht mal die Punks, die auch bestehende Normen anfochten, haben sich visuell derart armselig präsentiert.

(Fotos: Die Posterboys des Normcore-Stils – Ryan Gosling (oben) und Mark Zuckerberg.)

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