We crave for beauty

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Kürzlich waren wir berufsbedingt drei Tage in Paris. Aufgrund der Medienberichte hätte man eine Stadt erwarten können, die Kopf steht und im Belagerungszustand ist, aber alles war wie immer: Die Strassen vornehm versifft, der Verkehr französisch-zäh, das Hotelzimmer so klein wie eine Schuhschachtel, die Kellner blasiert, der Kaffee schön teuer und die SNCF legte quasi als Bonus auf dem Heimweg noch eine 4,5-stündige Verspätung dazu. Vive la France! Muss man ja auch erst einmal können, so vornehm stillstehen.

Natürlich haben wir auch die ganzen Läden abgeklappert, denn Paris ist ja eine einzige grosse Shopping-Mall. Gekauft haben wir allerdings gar rein nichts. Vielleicht, weil wir selbst genug schöne Sachen im Angebot haben und darum nix brauchten. Vielleicht aber auch, weil die Mode derzeit derart hässlich ist, dass man sie nicht kaufen will. Kann das sein?

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Was wir fast überall sahen, war dies (von Kopf bis Fuss): Beanie-Mützen mit Logos, Kapuzenjacken (mit Logos!), Bomberjacken (oversize), Daunenjacken (doppelt oversize), Normcore-Hemden, T-Shirts (mit Aufdrucken), Rucksäcke (mit Klimbim-Applikationen), Bauchtäschchen aus Nylon, Schals (mit Logos), Designer-Jeans, Athleisure-Leggings und tonnenweise Ugly-Sneakers, einer hässlicher als der andere. Es ist, als wollten sich die Designer derzeit mit dem Entwerfen des schrecklichsten Schuhs der Menschheitsgeschichte duellieren. Dicke Sohlen, wulstige Ränder, wirre Farbkombinationen, abartiger Materialmix. Und alle machen mit: billige Highstreet-Brands genauso wie die teuersten Luxusmarken dieser Welt. Man kann beides kaum mehr auseinanderhalten.

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Was wir vergeblich suchten: Ein gut geschnittenes Jackett, eine lässige Bluse, ein schmeichelndes Kleid, ein toller Rock. Und schicke, bequeme Schuhe. Es scheint fast so, als seien in der Welt der Mode die angestammten Themen Schönheit, Anmut, Eleganz und Grazie verboten. Als hätte ein Zentralrat der Ugly-Designer, präsidiert von den drei ach so disruptiven Kollegen Demna Gvasalia, Alessandro Michele und Virgil Abloh, ein Verbot für die klassischen Begriffe erlassen.

Als Anti-Statement waren Gucci, Off-White und Vetements ja einen Moment lang lustig. Aber irgendwie kann es mittelfristig nicht Sinn der Sache sein, dass deswegen nun die ganze Modebranche den Menschen so albern, massig und unvorteilhaft wie nur möglich aussehen lässt. Es ist eine Verhöhnung von Generationen von Herrenschneidern und Couturiers, die an der Weiterentwicklung der idealen Form gefeilt haben, dass nun alle Kleidung keinen Shape und keine Proportion mehr haben soll. Und es ist sicher nicht im Sinne der Menschen, die sich so kleiden sollen.

Alles ist so hässlich geworden. Es wäre darum höchste Zeit, sich wieder zu Schönheit und Eleganz zu bekennen. Vermutlich wäre es sogar ein gutes Geschäft?

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1 Comment

  • Antworten Januar 28, 2019

    Christoph S

    Lieber Jeroen van Rooijen

    Vielleicht hofften Sie, das hartnäckige Gerücht, Paris sei ganz besonders chic und bekenne sich zu „Schönheit und Eleganz“, besässe einen Funken Wahrheit. Aber selbst diese Metropole ist nicht in der Lage, der „Surf ’n Schlurf“-Mode etwas entgegenzusetzen. Meiner Ansicht nach wissen die Pariserinnen sehr gut, was sie tun. Aber bei den „Gavroches“ in Trainerhosen und Sneakers sieht’s trist aus.

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