Bullfrog – a new man in town

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Zürich hat einen weiteren Barber dazu bekommen: Seit Samstag, 24. Oktober können Männer sich bei „Bullfrog“ im Niederdorf nach alter Schule frisieren/rasieren lassen. Der neue Barbershop ist Teil des „Womo“-Konzepts (What Original Man Own) und kommt aus Norditalien. Es ist bereits der siebte Barbershop, den Gründer Romano Brida innerhalb von nur zweieinhalb Jahren eröffnet (der erste ausserhalb Italiens) – der bärtige Kerl, der davor als braver Bürger in der Finanzdienstleistung tätig war, hat mit seiner Geschäftsidee wohl so etwas wie den Nagel auf den Kopf getroffen. Und nutzt den Zeitgeist, denn jetzt ist Bart, und der muss gepflegt und frisiert werden.

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„Bullfrog“  ist  ein etwas  erklärungsbedürftiger Name – wir haben es nicht ganz verstanden, weil Romano Brida seine Story just dann erzählte, als Luca mit dem Föhn die abgeschnittenen Resthaare vom Kopf pustete. Wörtlich übersetzt meint es eine grosse und aggressive Kröte, wie etwa die australischen Cane Toads, etwas weniger direkt meint Brida damit etwas kernig-männliches, das viel aushält und in sich ruht. Er erzählte noch etwas von essbaren Fröschen, die man sieden kann und die erst kochenden Blutes sterben (Italiener!), aber was das genau mit Haare und Bart schneiden zu tun hat, wurde mir nicht ganz klar. Viel mehr bezieht er dies wohl auf sich selbst, weil er inmitten der Krise, als ihm das Wasser bis zum Hals stand, für das Konzept entschieden hat. The right choice!

 

Was wir kapiert haben und gut gefällt in zehn kurzen Punkten: 1. Der Gründer ist ein richtig smarter Kerl, der auch gut aussieht: Bart, Tattoos, Vintageklamotten. 2. Die beiden Mitarbeiter, die Romano Brida aus Mailand nach Zürich gebracht hat, brauchen sich auch nicht zu verstecken. 3. Die Lage ist top: direkt am Hirschenplatz, kann man nicht übersehen. 4. Die Visitenkarte: Ein kleiner Plastikkamm mit der Adresse. 5. Das coole Interieur, das sich an klassische Barbershops der 30er Jahre anlehnt – unschlagbar sind die Retro-Stühle mit Aschenbecher in der Armlehne (geraucht wird trotzdem nicht). 6. Der Sound: Country, Punkrock, Blues, männliches Zeug halt. 7. Die Kombination mit Womo ist schlau und setzt die Hemmschwelle für Neulinge herab. 8. Der (offerierte) Probe-Haarschnitt war gut, sauber und schnell, die Rasur sehr angenehm und präzis. 9. Das Angebot ist gut und übersichtlich formuliert, abgerechnet wird nach Aufwand, in (Vorab definierten) Viertelstunden gerechnet. 10. Die Preise sind für Zürcher Verhältnisse recht scharf kalkuliert.

Auch gut ist, dass man auf einem Stuhl sitzt, der während des Haarschnitts nach links und nach rechts gedreht wird – man glotzt sich selber nicht die ganze Zeit im Spiegel an. Und der Barber / Friseur hat die Direktive, nicht endlos zu quatschen, sondern nur Konversation zu machen, wenn diese vom Kunden angeregt wird.

Was uns (noch) nicht ganz gefällt: Der Kühlschrank mit Red-Bull-Plörre – igitt. Da loben wir uns den Whisky-Trolley des Mitbewerbers Eddine Belaid, bisher Platzhirsch im Barber-Business. Zudem: Es fehlt noch das Lokalkolorit, der Ortsbezug und die Identifikation mit Zürich. Die beiden Angestellten sprechen italienisch und radebrechend englisch, aber kein Deutsch. Da hat Mitbewerber The Barber Paradox die Nase weiter vorne. Der Gründer wird nach der Eröffnungswoche wohl wieder die meiste Zeit in die Zentrale nach Mailand zurückkehren. Und es ist halt ein ausländischer  Filialbetrieb, der – wie es in der Mode auch vielerorts geschieht – mit tiefen Preisen und kaltblütigem Grinsen die ortsansässige Konkurrenz an die Wand stellt.

Niederdorfstrasse 18, 8001 Zürich, www.bullfrogbarbershop.it 

Nachtrag vom 29.10.15:
Klartext wirkt – der hässliche Kühlschrank mit Red Bull ist inzwischen verschwunden. Und Leser Fausto wies mich noch darauf hin, dass man beim Thema Barbershops in Zürich auch noch Robert’s Barbershop erwähnen sollte, der ein recht ähnliches Angebot wie die neuen Bullenfrösche hat.

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