Gestern Sonntag ist die dritte Folge der neuen Stil-Rubrik „Sonntagsoutfit“ in der NZZ am Sonntag erschienen – für diese ziehen wir jeweils Sonntags los, um Menschen in besonderen Outfits zu porträtieren. Die jüngste Folge handelte von einer erfrischenden Frau namens Gabriele Stefani, die wir am letzten heissen August-Tag des Supersommers 2015 im süddeutschen Freudental trafen. Hier erst einmal der Kontext. Die Überschrift zu dieser Seite lautete:
Stil und Charme haben wenig mit teuren Marken zu tun. Dafür viel mit Haltung, wie Gabriele Stefani und ihre Patenkinder zeigen.
Es war Ende August, als im süddeutschen Freudental ein grosses Fest stattfand, zu dem sicher 500 Menschen aus allen Himmelsrichtungen angereist waren. Zu feiern gab es einen runden Geburtstag von Philipp Schwander, seines Zeichens Master of Wine, Autor der „NZZ am Sonntag“, Gebieter über einen Weinhandel und seit einiger Zeit auch Schlossherr. Denn Schwander hat das Barockschlösschen Freudental in den Hügeln hinter dem Gnadensee (zwischen Boden- und Untersee) gekauft und aufwändigst restauriert.
Unter den Gästen, die dem Ruf des „Don Philipp“ gefolgt waren und sich dem Dresscode „Smart Casual“ gemäss gekleidet hatten (zumeist strahlend weisse Hemden, bunte Hosen und Strohhüte), stach Gabriele Stefani besonders heraus – dies jedoch nicht, weil sie sich besonders pompös angezogen hatte, sondern der entspannten Lässigkeit wegen, mit der sie der Hitze trotzte. Ihr dunkelblaues Chiffonkleid mit feinen Spaghettiträgern war etwa das einfachste, das man sich für ein Fest denken kann. Und dennoch sehr typ- und situationsgerecht. „Luftig halt“, sollte das Kleid für diesen Tag sein, sagt Gabriele Stefani.
Der Blickfang schlechthin waren natürlich die farblich ideal „assortierten“ Patenkinder Alisa und Elea, die ebenso marineblaue Kleider und je einen hellen Strohhut trugen. Das Trio sah aus wie aus dem Modekatalog gepflückt, aber: „Es sieht nur so aus, wie wenn wir es abgemacht hätten, aber es ist tatsächlich purer Zufall, der wir so gut zueinander passen“, lacht Gabriele Stefani. Angesprochen auf ihr vorne kürzer und hinten länger geschnittenes Kleid meinte sie verschmitzt: „Das darf ich Ihnen fast nicht sagen, aber es ist von H&M.“ Etwas gesprächiger war sie aber in Hinblick auf die zweifarbigen Riemchen-Pumps: „Die sind von Navyboot und auch nicht besonders teuer“, so Gabriele Stefani. Die filigranen Silber-Ohrringe hat sie auf einem Markt im süditalienischen Gallipoli gekauft.
Es war heiss, aber Gabriele Stefani sah cool aus. Wie das geht? Mit Nonchalance und Selbstbewusstsein. Stil hat nicht viel mit teuren Marken zu tun, aber viel mit der Haltung, die man einnimmt, wenn man sich kleidet. Es geht um das gute Gefühl, sich in dem, was man trägt, wohl zu fühlen. Wer den Rücken streckt und das Kinn hoch hält, kann auch in einem simplen H&M-Fähnchen brillieren. Und es geht um gute Schuhe, denn erst diese machen dieses Kleid spannend.
Und hier ist die tolle Frau und ihre liebenswerte Entourage in Blau:
Uns sind an dem Tag noch weitere schöne Menschen aufgefallen, die es aber nicht in die Zeitung geschafft haben. In der folgenden Galerie etwa die attraktive Susanne Gerber in einem auf Mass gefertigten, sandgrauen Kleid, das uns etwas an die Kreationen von Roland Mouret erinnerte. Einfach, aber schick. Die Kreuzlingerin begleitete ihren Mann, einen frühen Jugendfreund von Philipp Schwander. Das Kleid hat die Lehrerin vor drei Jahren auf einer Reise nach Thailand machen lassen. „Fast zum Schluss der Reise landeten wir bei einem Schneider, deer uns 13 Dinge anfertigte – ungeplant.“ Sie bereut aber nichts, denn die Sachen machen ihr Freude. So vor die Klasse stehen würde sie aber nicht, „das wäre vielleicht schon etwas overdressed.“ Die Schuhe sind ein Souvenir aus Südfrankreich, die Ohrringe aus Laos.
Und dann hier ein ganzer Reigen von reizenden Menschen, die auch noch da waren, um Don Philipp zu feiern, der pro Person drei Liter Wein und zwei Liter Bier beschafft hatte, auf dass niemand zu kurz kommen würde …
Schliesslich noch traditionsgemäss das Outfit von Nina an dem Tag: ein strahlend weisses Baumwoll-Hemdkleid von Diane von Fürstenberg, assortiert mit ein paar sehr persönlichen Trouvaillen von Märkten …
Das Schloss Freudental ist übrigens wirklich ausserordentlich schön geworden. Es liegt exponiert über dem gleichnamigen Dorf auf einem Hügel, und von der Südseite aus sieht man über den Gnadensee bis zur Höri. Wer mehr darüber lesen will, es gibt einen sehr kompletten Wikipedia-Eintrag über das Juwel auf dem Bodanrück. Und ein Seminarzentrum ist es auch, falls man einmal in wunderbarer, eleganter Abgeschiedenheit tagen oder ein Fest feiern will … hier geht’s zur Startseite.