Heute ist im TAGES-ANZEIGER ein kleiner Artikel erschienen, der mich über alle Massen freut – es ist ein Auftritt meines Vaters Jan van Rooijen (*1939) in der Reihe „Familienalbum“. Diese Rubrik erscheint regelmässig auf der Seite „Mode & Design“ des Gesellschafts-Teils. Es schreiben jeweils Töchter über ihre Mütter resp. Söhne über ihre Väter. Christina Duss, die diese Seite betreut, fragte mich vor kurzem, ob ich mitmachen würde. Und ich fragte also Papa, ob ich sein schönes Bild von 1987 verwenden darf. Hier kommt die Geschichte:
Familienalbum – Jan van Rooijen, Schiermonnikoog, 1987
FLAIR FÜR NAUTISCHES
Dies ist eines meiner Lieblingsfotos meines Vaters – er war damals 48 Jahre alt. Das Bild ist 1987 auf der Nordseeinsel Schiermonnikoog entstanden, als mein Cousin Tjalling heiratete. Die Brautleute hatten die Gäste des Festes gebeten, in „maritimer“ Kleidung zu kommen, also im Stil von Schiffsleuten. Denn nach der Zeremonie wurde gesegelt. Für meinen Vater, der an der holländischen Küste aufgewachsen ist und immer gesegelt hat, war das einfach – er brauchte nur das anzuziehen, was er sowieso trug.
Er hat immer ein Flair für Nautisches gehabt. Die horizontal gestreiften, „bretonischen“ Shirts sind auch das Markenzeichen unserer Familie geworden. Es gibt Fotos, auf denen alle sechs Kinder inklusive deren Freundinnen und Nachwuchs diese Ringelshirts tragen. Papa sieht auf dem Foto aus, als hätte er schlechte Laune. Das liegt daran, dass es so ewig lange gedauert habe, bis alle Leute ihren Platz auf den Schiffen eingenommen hatten.
Ich bin nun fast so alt wie er damals und hoffe, dass irgendjemand von mir auch mal so ein Jean-Paul-Belmondo-mässig cooles Foto von mir macht, an dem ich mich später festhalten kann. Vor wenigen Wochen habe ich mir darum auch einen Dufflecoat gekauft, das sind diese Mäntel mit den Holzknebel-Verschlüssen. Der von Papa war ein „Echter Leidser Duffel“ aus schwerer, steifer Wolle und ungefüttert, ein ziemlich kratziger „Schrank“ von einem Mantel. Meiner ist weicher. Aber ich bin sowieso weniger robust als mein Papa.
Mein Vater hat sich meines Wissens nie viel aus Mode gemacht, auch wenn es ihm noch heute nicht egal ist, wie er aussieht. Er hat mit seinen wilden Haaren immer etwas Unkonventionelles. Ich glaube, dass ich ihn gar nie mit einer Krawatte gesehen habe. Dafür trägt er oft ein geknotetes Halstuch, so wie die Fischer. Fischen tut er auch heute noch sehr gerne. Mein Vater ist jetzt 78 und er trägt noch immer, wenn er uns besucht, einen dunkelblauen Blouson, den ich ihm vor über zehn Jahren genäht habe. Und am Revers einen Pin in Form eines Segelbootes. Manchen Dingen muss man treu bleiben.
Jeroen van Rooijen (46), Stilkritiker und Modejournalist in Zürich, über den Stil seines Vaters Jan van Rooijen.