We are touring

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Mit Freude vermelde ich hier eine Doppelseite aus dem auflagenstarken Magazin „Touring“ des Touring Clubs der Schweiz (TCS). Dazu einige Hintergründe.

Als die Zeitschrift sich meldete, mit mir ein „Porträt zur individuellen Mobilität“ machen zu wollen, sagte ich recht zügig ab, denn ich möchte nicht neben unserem Auto stehend fotografiert werden. Ich finde unser Auto – es ist ein Toyota Prius – zwar gut und praktisch, aber es ist in keiner Weise ein Teil meines Wesens, sondern nur ein (relativ gewöhnliches) Transportmittel. Deswegen: Nein danke. Ich hätte, schob ich noch nach, eher eine Beziehung zu meinen Velos statt zum Auto zu haben.

Darauf stieg das „Touring“-Magazin dann aber zügig ein: Ja, man wolle dieser Idee Raum geben, ich mit dem Velo, das wäre sogar gut, denn der TCS würde zu oft nur auf Autos reduziert, dabei gehe es eigentlich um Mobilität in einem weiteren Sinne. So kam also dieses nachfolgende Interview und Porträt von Juliane Lutz zustande – das Foto schoss Emanuel Freudiger auf dem Sechseläutenplatz in Zürich.

«Stil hat, wer Rücksicht nimmt»

Journalist und Unternehmer Jeroen van Rooijen gilt als die Stilinstanz der Schweiz. Mit dem «Touring» sprach der 46-Jährige darüber, wie man gut unterwegs ist – auf der Strasse wie auf Reisen.

Jeroen van Rooijen kommt mit dem Transportvelo «Fr8» der holländischen Firma Workcycles an den Zürcher Sechseläutenplatz. Das Rad sei sein Entschleunigungsmobil, sagt er. Der 2016 vom Männermagazin «GQ» zum bestangezogenen Mann der Schweiz gewählte van Rooijen erscheint zum Termin casual, aber mit Krawatte. Das Gespräch wird ein amüsanter Rundumschlag in Sachen Stil.

Touring: Wie ist man heut stilvoll unterwegs?

JVR: Stil heisst für mich Rücksichtnahme, sich selbst ein Stück weit zurückzunehmen und den ande- ren nicht zu überfahren oder in die Ecke zu drängen. Das gilt für mich in allen Lebenslagen und nicht nur auf der Strasse. Weiter gehört für mich dazu, vorausschauend zu fahren, auch mal den Vortritt zu lassen und mit den anderen Verkehrsteilnehmern zu kommunizieren, zum Beispiel per Augenkontakt.

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Und wie reisen wir stilvoll?

Indem wir einen möglichst überschaubaren ökologischen Fussabdruck hinterlassen. Ich halte es für eine Fehlentwicklung, dass jeder meint, für ein Wochenende möglichst weit weg jetten zu müssen und die Fol- gen dieser Vielfliegerei einfach ausblendet. Wenn es irgendwie geht, sollte man sich auf Reisen Zeit nehmen und einen Gang zurückschalten, vielleicht einen Extratag fürs Ankommen und Abreisen einplanen. Mein Eindruck ist, dass Reisen heute viele Leute sehr stresst. Ich nehme das Flugzeug nur selten für lange Strecken. In Europa bin ich häufig mit dem Zug oder mit dem Auto unterwegs.

Fliegen ist heute oft eine Zumutung. An welche minimalen Regeln sollten sich alle halten, um das Ganze erträglicher zu machen?

Wer im Flugzeug sitzt, ist nicht zu Hause, deshalb bitte kein Minimalprogramm aus Pyjama und Jogginganzug. Es sei denn, es ist ein Nachtflug. Was das Verhalten angeht, sollte man den anderen nicht zu sehr auf die Pelle rücken und nicht einfach die Lehne nach hinten kippen, ohne das vorher anzukündigen. Des Weiteren sind Freundlichkeit, Zurückhaltung in der Lautstärke und Masshalten bei den Drinks wünschenswert. Über den Wolken steigt Alkohol schneller zu Kopf.

Das Gepäck sagt viel über den Menschen aus. Womit macht man einen guten Eindruck?

Es sind so unglaublich viele hässliche Koffer im Einsatz. All diese schwarzen Dinger aus Nylon sehen so billig aus, dass ich mich wundere, wie sie überhaupt einen Flug überstehen. Ganz abgesehen davon, dass man sie auf dem Gepäckband nicht auseinanderhalten kann. Ein biss- chen Individualität und Qualität würde ich schon empfehlen. Ich halte viel von deutschen Kofferherstellern. Und Reisetaschen gefallen mir sehr gut.

Welche fünf Dinge sind stets in Ihrem Koffer zu finden?

Ich packe immer eine Krawatte ein, Elektronikgeräte und die Stecker, ohne die man heute aufgeschmissen ist. Sportbekleidung und leichte Laufschuhe sind ebenfalls dabei. Auch kommen stets mein Shampoo von zuhause und ein grosser Schal mit, mit dem ich Outfits verändern kann.

Und was hat der stilvolle Pendler dabei?

Kopfhörer, Laptop oder Zeitung.

ÖV-Nutzer kriegen häufig mehr von anderen mit, als ihnen lieb ist. Öffentliches Telefonieren im Zug – ja oder nein?

Im Zug wird das Handy auf lautlos gestellt. Und wer ein Ge- spräch führen muss, verlässt dafür das Abteil. Ich finde es unglaublich rückständig, wenn plötzlich das Handy laut klingelt, ganz so als befänden wir uns noch in den 1990er-Jahren.

HIER geht’s zur Mai-Ausgabe des «Touring»-Magazins – das Interview ist auf Seite 102 zu finden.

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