Mid-Season-Sale? Habt ihr eine Schraube locker?

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Es ist keine zwei Wochen her, dass der Sommer 2016 zu Ende ging. Die warme Jahreszeit dauert ja in den letzten Jahren fast immer von Juli bis Ende September. Die neue Saison – Herbst/Winter 2016/17 – hat meteorologisch gesehen also erst gerade angefangen. Doch was tun die bekloppten Mainstream-Massenartikler jetzt gerade? Sie verkaufen ihre aktuellen Waren bereits mit 35 % Rabatt. Als ob die Saison schon gelaufen ist. Überall sieht man „Fashion Profit Days“, „Pre-Sale“ oder „Mid-Season-Sale“ auf den Fenstern prangen. Alle Grossen machen den Schmarren mit, entsprechende Aktionen gab’s dieser Tage bei Globus, PKZ oder jetzt sogar bei H&M (Bild.)

Sorry guys, aber: Ihr habt doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Kurzsichtiger kann man sich doch das letzte bisschen Respekt und Vertrauen der Kunden nicht verspielen? Ich höre immer wieder von Menschen, die sagen: Das kann doch gar nicht sein, dass die jetzt schon Ausverkauf machen. Die legen uns rein. Die verscheuern Billigware und tun so, als sei es ein Preisvorteil. Die kaufen doch absichtlich Plunder für diese Aktionen ein. Die Reaktionen zeigen: Die Menschen trauen der Modebranche inzwischen fast alles zu. Und das ist schlecht. Diese Anbieter sollten sich also nicht wundern , wenn bald keiner mehr den ganzen austauschbaren Ramsch zum regulären Preis kauft. Sie animieren die Konsumenten mit ihrer permanenten Sales-Schlacht gerade dazu, auf die nächste Aktion zu warten.

Natürlich können wir nicht zurück zum System des amtlich bewilligten Ausverkaufs, den es früher einmal gab und der den Handel dazu verpflichtete, seine Rabattzeiten auf eine fest vorgeschriebene Zeit zu beschränken. Aber es sollte so etwas wie einen freiwilligen Konsens unter geistig gesunden Marktteilnehmern geben, dass sich mit den Dauerrabatten langfristig nichts gewinnen lässt. Kein Kundenvertrauen und wohl auch kein Marktanteil. Kurzfristig mag man damit flaue Abverkäufe kompensieren und eine Statistik frisieren, aber auf lange Sicht schädigt dieses Marktverhalten alle.

Es ist bizarr, aber der Handel scheint in grossen Teilen kopflos zu reagieren auf die Herausforderungen der Zeit. Es wäre jetzt an der Zeit, nicht noch mehr billige Ware in den Markt zu pumpen, sondern mehr Erlebnisqualität zu entwickeln. Wieder in Beratungskompetenz und Kundenbeziehungen zu investieren. Es ginge darum, als „Fachhandel“ auch diesem Begriff wieder gerecht zu werden, mämlich: Vom Fach zu sein. Aber vielleicht müssen sich dazu die grossen, unersättlichen Player erst einmal alle selbst kannibalisieren.

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