Das „Sonntagsoutfit“ vom Sonntag, 21. Februar 2016 wird wohl das einzige richtige „Winterbild“ des Winters 15/16 bleiben – eine Jahreszeit, die ihrem Namen nicht wirklich gerecht wurde, weil zu warm, zu schneearm und zu trocken. Mir soll’s recht sein, ich mag das milde Klima gerne. Doch an jenem Sonntag Ende Januar gab’s also wirklich ausnahmsweise ein heftiges, aber kurzes Schneetreiben, und mittendrin erspähte ich Markus Schmid, der auf den ersten Blick kaum „wintergerecht“ angezogen war. Allerdings glaube ich, dass diese Art der „Zwischenschichten“, um die es bei ihm geht, bei uns bald die Parkas und Mäntel des Winters ablösen. Mit einem leichten Jäckchen dazwischen verwandelt man bequem jedes Sakko zum Mantel.
Hier kommt der Text aus der „NZZ am Sonntag“ …
Luzern Mitte Januar – auf heitere Abschnitte mit strahlendem Sonnenschein folgten an jenem Sonntag heftige Schneeböen und kerniger Wind. Es war nicht einfach, sich in diesem Wechselbad der Witterung „richtig“ zu kleiden, geschweige denn ein Motiv zu erspähen. Doch ich fand, dass Markus Schmid, den ich am Luzerner Bahnhof traf, eine kecke Wahl getroffen hatte: Der 48-jährige mit dem weissen Henriquatre-Bärtchen trug lediglich eine Smokingjacke und blieb trotz der herbei wehenden Flocken gelassen.
„Ich trage absichtlich keinen Mantel“, lachte Markus Schmid nur, als ich ihn fragte, ob er nicht friere, „ich brauche keinen, wenn ich diese Daunenjacke unter meinem Jackett anhabe“, sagt Markus Schmid, öffnet sein Jackett und zeigt, was er unter seinem karierten Blazer trägt. Es ist ein hauchdünnes und federleichtes, aber winddichtes Nylon-Jäckchen – wattiert, aber es trägt kaum auf. Er wischt die Flocken von seinem Jackett und sagt: „Ein bisschen Schnee hält die Jacke schon aus, die ist ja aus Wolle.“
Kleidung sei zum brauchen da, ist Markus Schmid überzeugt. Er habe gerne schöne Sachen, wie überhaupt „ alles, was uns hilft, das Leben positiver und schöner zu machen“, wie er erklärt. Dazu gehören für sein Verständnis vor allem gute Lebensmittel – Schmid, gebürtiger Luzerner, ist Leiter eines Bio-Ladens in Uster. „Bio-Sachen sind voller Leben und Energie, die auf die Menschen übertragen wird. Sie können sogar die Atmosphäre prägen“, ist Schmid überzeugt. Allerdings gebe es eine Marktlücke, sagt Schmid: „Gute, modische Männerkleidung in Bio-Qualität habe ich leider noch nicht gefunden.“ Immerhin seien aber seine Socken und Wäsche bio.
Und so kauft Markus Schmid – wie viele Männer – da und dort ein, wo ihn die Lust dazu gerade packt. Die dunkelblau karierte Smokingjacke ist von Suit Supply in Zürich und Teil eines Anzugs. Die erwähnte, im Bild nicht sichtbare dünne Daunenjacke ist vom Outdoor-Ausrüster Mammut. Die petrolfarbene Wollhose hat das japanische Label Attachement entworfen und der mit Silberfarbe bemalte Filzhut ist ein Stück des Südtiroler Designers Reinhard Plank. Der schwarze Schal hat kein Etikett, die Lederhandschuhe aber schon – sie sind von Matinique. Ausserdem ist da – wieder einmal! – dieses den Probanden wie kein anderes prägende Accessoire: Eine markante Brille aus Holz des Tiroler Labels Rolf, in Zürich bei Alpenglühn gekauft.