Wie bitte, Kromfohrländer?

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Anlässlich des ersten Geburtstags unseres Juniors Yoshi, der am 18. April 2019 als Cosimo zur Welt kam, möchte ich hier einige Feststellungen zu seiner Wesensart, zum Charakter und Erfahrungswerte im Umgang mit einem jungen Hund dieser Sort zum besten geben. Die Rasse ist recht unbekannt – der aus Deutschland stammende Kromfohrländer ist ein «Nischen-Hund», der kaum je als solcher erkannt wird. Zumal unser Exemplar mit seinem kurzen Glatthaar innerhalb dieser Gattung eine Minderheit ist. Die meisten Kromfohrländer, die man trifft, sind langhaarig, kraushaarig und schnauzbärtig – dies gibt dem Hund einen ganzen anderen Ausdruck als wir ihn jetzt haben. Deswegen wird Yoshi oft für einen grossen Jack-Russell-Terrier gehalten, der ihm äusserlich ähnlich sieht, aber einen ganz anderen Charakter hat.

Wir haben Yoshi im Alter von 13 Wochen bekommen – es ist schon erstaunlich, wie schnell dieser kleine Hund, damals etwa drei Kilo, heranwächst. Selbst merkt man es kaum, doch hat er sich seit Anfang Juli 2019 im Volumen etwa vervierfacht. Yoshi wiegt seit einiger Zeit nun schon 12,5 Kilo – wir denken, dass sein wesentliches Wachstum bereits abgeschlossen ist. Mit diesem Gewicht ist er nicht der allergrösste seiner Art, was aber völlig okay ist. Dafür ist er fit und schlank, wir laufen pro Tag sicher drei Stunden mit ihm an der frischen Luft. Auch joggen kann er gut, obwohl ihm das Gerenne etwas weniger Spass macht als das gemütliche Herumschnüffeln am Wegrand. Was nicht heisst, dass er ein Phlegma ist: Was beim Kromfohrländer echt erstaunlich ist, ist seine Agilität und sein Tempo. Er kann pfeilschnell rennen, er spielt sehr gerne mit anderen Hunden – und er kann aus dem Stand sehr hoch springen.

Man liest oft, dass der Kromfohrländer ein geselliger Familienhund ist – das können wir nach diesem Jahr gut bestätigen, auch wenn wir keine Kinder haben. Er ist wirklich ein Herzensbrecher und Sympathikus, und nach einer anfänglichen Zurückhaltung ist er zu allen Menschen, die sich ihm nähern, auf eine distanzierte Weise freundlich. Nur kleine Kinder findet er doof, vor allem dann, wenn sie am Boden kriechen. Dann werden sie verbellt. Begegnungen mit anderen Hunden verlaufen in 85 Prozent der Fälle problemlos – es sei denn, es handelt sich um einen anderen unkastrierten Rüden, dann kann Yoshi schon mal knurrig werden oder dem Macho spielen. Da dies nicht allzu oft vorkommt, haben wir bisher auch nicht an eine Kastration gedacht. Yoshi ist auch nicht übermässig triebhaft. Zwar «vögelt» er ab und zu ein Kissen, aber das reicht dann auch schon. Viel lieber schmust er mit seinen Menschen und schmiegt sich beim Dösen oder Schlafen an oder auf sie. Er ist wirklich ein Schmusehund, der viel Berührung und Zuneigung braucht.

Yoshi ist bei uns (im Normalfall, wenn gerade keine Pandemie ist) im Laden und sieht jeden Tag Dutzende von Menschen. Die meisten interessieren ihn darum nicht gross. Wen er aber kennengelernt hat, den erkennt er auch gerne wieder. Begrüsst wird mit viel Gewedel, oft einem sichtbaren Grinsen (Zeigen der vorderen Zahnreihe) und manchmal mit japsenden Lauten der Freude. Extrem ist es, wenn er uns nach längerer Abwesenheit wieder sieht: Dann ist fünf Minuten lang grosses Hurra und Juhee, mit Springen und Schreien und Ablecken und um-die-Beine-tänzeln. Man liest oft, dass Kromfohrländer ihr Revier gut bewachen und «Eindringlinge» erst einmal verbellen – zumindest für unseren Laden gilt das nicht. Offenbar hat er begriffen, dass dies eine Art halb-öffentlicher Raum ist. Zuhause aber ist Yoshi schon ein alerter Wachhund – eine Eigenheit, den er eindeutig von seiner Mutter (Lynna vom Herrenwys, Zucht Gerhaldenbach) geerbt hat, die uns auch minutenlang anbellte, wenn wir jeweils auf Welpenbesuch kamen.

 

Einen Jagdtrieb hat unser Yoshi – wie die meisten Kromfohrländer – tatsächlich kaum. Er rennt keinen Wildtieren nach, wenn sie sich am Waldrand zeigen, und er buddelt nicht übermässig, wenn er Mauslöcher findet. Vögel verscheucht er zwar gerne, aber vor Katzen hat er eher Angst und macht einen Bogen um sie. Schwimmen tut Yoshi aus eigenem Antrieb nicht – wenn er aber im Hochsommer von uns ins Wasser gelockt wird, dann kann er es, und ist danach jeweils auch ganz aufgeregt und happy. Die Fellpflege ist problemlos: Da Yoshi kurzhaarig ist, setzt sich Schmutz kaum fest und er muss auch nicht zum Coiffeur. Auch trocknet er schnell wieder, wenn er nass wurde. Haaren tut er aber schon, vor allem im Herbst und Frühling.

Kromis seien sensible Hunde, heisst es auch – das können wir bestätigen. Yoshi merkt genau, wie wir drauf sind und passt sein Verhalten darauf an. Er ist sehr begabt darin, mit Menschen zu kommunizieren. Seine lebhafte Mimik und seine Körpersprache sind oft sehr eindeutig und gut zu interpretieren. Was er nicht so gerne mag, ist alleine gelassen zu werden. Für eine Viertelstunde im Auto warten ist kein Problem, auch vor dem Laden warten geht gut. Aber wir könnten ihn sicher nicht mehrere Stunden alleine zu Hause lassen, er würde todunglücklich. Denn Yoshi will nichts lieber als immer und überall mit seinem Rudel sein. Stadt oder Land, Hektik oder Ruhe – das ist egal … Hauptsache, wir sind dabei.

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Vorläufiges Fazit: Yoshi ist ein idealer Hund, wir lieben ihn sehr und würden ihn auch nicht wieder hergeben. Er hat Charme, reist ohne Probleme auch lange Strecken und findet sich an neuen Orten rasch zurecht. Er ist anpassungsfähig, fröhlich, lebhaft und heiter, ohne zu stressen. Er hat auch einen hohen Sympathiefaktor, weil er im Gesicht bis heute etwas Kindhaftes hat. Wir können diese Sorte also nur weiterempfehlen, auch wenn sie vermutlich immer ein bisschen exotisch sein wird. Wer weiterführende Fragen, darf gerne eine E-mail schicken.

 

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