Gestern Sonntag, den 31. Mai 2015 zum zweiten Mal nach 2014 am Zürcher „Kreislauf 4 & 5“ eine Gruppe von Design- und Stilinteressierten durch den Kreis 5 geführt. Anders als 2014, als meine Tour durch den Kreis 4 führte und die Stationen von der Organisation vorgegeben waren, durfte ich dieses Mal „meinen“ Kreis und meine ganz persönliche Auswahl von Geschäften zum Thema machen. Und das hat Freude gemacht!
Die Tour mit 15 liebenswerten Mitmenschen begann um 15 Uhr auf dem brütend heissen Dach im siebten Stock des weltbekannten Freitag-Towers. Der aus alten Schiffcontainern zusammengestapelte Turm, der am Rande der Brache steht, auf der seit einigen Jahren „Frau Gerolds Garten“ erblüht, gehört aus meiner Sicht zu den originellsten Gebäuden von Zürich und bietet einen wunderbaren Ausblick auf das ehemalige Industriequartier, das heute immer stärker von in die Höhe schiessenden Luxus-Wohn- und Bürotürmen durchsetzt ist. Times are a-changing!
Als ich 1986 in die Kunstgewerbeschule nach Zürich kam, war dies noch eine wilde, raue Ecke der Stadt. In einer alten Fabrikhalle des Quartiers werkelten die Gebrüder Freitag an ihren neuartigen Kuriertaschen aus alten Lastwagen-Planen. 1994, ein Jahr nach ihrer Gründung, besuchte ich die beiden erstmals und porträtierte sie. Gut zwanzig Jahre später ist Freitag eine internationale Weltmarke. Davor verneige ich mich tief. Ebenso vor den neuen, konsequent nachhaltig produzierten „F-Abrics“, mit denen die Brüder der Modewelt zeigen, dass Umweltbewusstsein durchaus auch cool zu tragen sein könnte. Neu gibt es nicht nur Hosen und Shirts aus kompostierbaren Hanf- und Flachsfasern, sondern auch Hemden aus F-abric. Wir werden darüber berichten, wenn wir’s getragen haben …
Vom Freitag-Tower aus, der an der Geroldstrasse 17 steht, ging die Tour weiter in den Benachbarten Frau Gerolds Garten, einem der wohl ungewöhnlichsten und buntesten Freiräume, welche der Kreis 5 in Zürich noch bietet … Hier hat sich nicht nur ein innovatives Gastroangebot und Nachtleben etabliert, sondern auch ein Cluster von coolen Stores gebildet, die ungewöhnliches schaffen. Exemplarisch für die vielen guten Ideen im Geroldsgarten besuchten wir Lyn Lingerie (Geroldstrasse 23) – Evelyne Huber und Ramona Keller machen besondere, moderne und sinnliche Wäsche für Frauen, zu grossen Teilen auch auf Mass. Auf so ein Konzept muss man erst einmal kommen! Auch ein wichtiger Tipp an der gleichen Adresse: Edition Populaire – dort kuratieren Aleli Leal und Kaspar Fenkart sorgfältig ausgewählte Dinge des Alltags.
Die Quartiertour ging weiter zum Viadukt, wo wir eine ganze Reihe von Geschäften empfehlen, allen voran natürlich den Velo-Spezialisten unseres Vertrauens: Stilrad an der Viaduktstrasse 87, Bogen Bei Alberto Friedrich, einem Experten für ausgesuchte Velos für urbane Geniesser, haben wir schon viel Geld investiert, sei das für ein schönes Stadtrad von Bella Ciao, ein cooles Alu-Flitzerding von Schindelhauer oder den Retro-Cruiser von Pashley (den es hier leider inzwischen nicht mehr gibt). Die Viadukt-Reise ging weiter zu The Chair (Bogen 7), wo Erika Bichsel Designobjekte und Möbel zeigt, u.a. von Hay, Tom Dixon; dann zu Kitchener Plus (Bogen 19), einer Berner Institution, die auch in Zürich angekommen ist; zu Komplementair (Bogen 22), wo Rahel Brunner seit Jahren ein gutes Händchen für gute und bezahlbare Accessoires hat; zu Perlavia, dem schönsten Zürcher Urban Outdoor Store von Beat Ettlin (Bogen 27), mit Falt-Kajaks von Feathercraft und Mode von Arc’teryx und dann zur stets wieder überraschenden Senior Design Factory (Bogen 28), wo auf intelligente Weise der ästhetische Brückenschlag zwischen den Generationen geprobt wird.
Nach den Viaduktbögen besuchten wir die Josefstrasse, wo an der Hausnummer 144 und 142 gleich zwei der nettesten Zürcher Geschäfte Tür an Tür liegen: bei Dotti’s verkauft Ulrike Schumann neue und alte Mode mit Seele (Vintage, der nicht stinkt!), im gleichen Lokal öffnet Highlight my day ein Fenster nach Südafrika, und bei Waldraud sind es Ann & Lorenz Isler mit Daniel, die einen der coolsten Concept Stores der Stadt geschaffen haben. Es folgten noch Stationen im Architektur-Bücherladen von Hochparterre (Gasometerstrasse 28) und bei Michelle’s Cupcakes (Luisenstrasse 19), bevor die geführte Reisegruppe nach zweieinhalb Stunden den letzten Halt machte bei Mykita an der Langstrasse 187. David Kirtz und sein Team haben die coolsten Brillen der Stadt (Mykita, Retrospecs und ausgesuchte Labels wie Thierry Lasry) – falls jemand das nicht schon längst wusste!
Danke an René Grüninger und das ganze Team vom Kreislauf 4 & 5, dass wir unsere Lieblingsadressen mit anderen teilen durften. Es hat grossen Spass gemacht. Vorläufiges Ende der Reise!