Mode Suisse Edition 14

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Für den Online-Bereich der Schweizer Architektur- und Designzeitschrift «Hochparterre» schrieb ich Anfang September diesen Text über die 14. Ausgabe der Schweizer Modeplattform MODE SUISSE

Museumsreif? Noch nicht ganz

Wenn Mode in einem Museum gezeigt wird, ist der/die Designer/in meistens bereits hochbetagt oder schon in den ewigen Jagdgründen – seltene Ausnahmekönner wie Dries van Noten (Antwerpen) oder Hussein Chalayan (London) ausgenommen. Wenn am Montagabend, 3. September 2018 nun also im Museum für Gestaltung in Zürich zehn Schweizer Designer zu sehen waren, so war dies der Ausnahmefall. Die besondere Ehre, an diesem Ort zu zeigen, hatte wenig mit dem überragenden Talent und Oeuvre der teilnehmenden Modeschöpfer als mit der inhaltlichen Klammer der 14. Mode Suisse zu tun.

Die Schweizer Talentbühne für zumeist junges Modeschaffen gastierte in der grossen Halle, inmitten der Ausstellung «Oïphorie» über das Schweizer Gestalter-Trio Atelier Oï. Der Rahmen tat der Veranstaltung gut. Die helle Halle und das luftige Setting verliehen der Auswahl der Mode Suisse eine Extraportion Grandezza. Nach dieser sehnt man sich in Zeiten von Normcore- und Ugly-Chic-Trends besonders – es scheint, als sei den Modedesignern gerade kollektiv das Gefühl für Anmut, Proportion und Eleganz abhanden gekommen. Im Zeitalter von Vetements, Yeezy und Off-White muss Mode vor allen dissonant, unproportional und schwer tragbar sein.

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Vetements ist überall

Von ebendieser Sorte der Mode – Oversize, quer, zerpflückt – gab es auch an der Mode Suisse wieder genug zu sehen. Labels wie Weer, Collective Swallow, Julia Seemann oder Vanessa Schindler surfen auf dieser Welle und gewinnen damit Designpreise und Akzeptanz in Szenekreisen. Ob damit auch grössere Marktanteile im real existierenden Modemarkt zu gewinnen sind? Es bestehen gewisse Zweifel.

Dass sich Studentinnen und Studenten von Designerschulen wie der HEAD in Genf oder dem Institut Mode-Design an der FHNW in Basel noch nicht allzu engagiert mit der textilen Realität der Mehrheiten befassen, ist hingegen völlig in Ordnung. Diese Kollektionen müssen vor allem Aufsehen erregen – und das taten sie durchaus mit Geschick. In diesen Kontext lässt sich auch die geschlechtsneutrale Kollektion der Baslerin Jacqueline Loekito einordnen: Das war eine fortgesetzte Fingerübung einer ehemaligen Designstudentin, aber noch kein valables Angebot für  Konsumenten.

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Etwas unter Erwartung war das, was Yvonne Reichmuth mit ihrem Label Yvy präsentierte: Diese Designerin, deren Leder-Accessoires international gekauft und getragen werden, hat man schon stärker gesehen. Einen deutlichen Schritt nach vorne macht dafür die Süddeutsche Julia Heuer, deren Plissee-Kreationen kraftvoll, intensiv und eigenständig wirkten. Und als herausragende Kollektion bleibt in dieser Saison die Newcomerin Nina Yuun aus Burgdorf in Erinnerung. Ihre Silhouetten waren raffiniert, real und dennoch sehr eigenartig. Zum Kontext des besonderen Ortes perfekt.

Auf NZZ BELLEVUE ist im gleichen Zeitraum eine weitere Kritik zur 14. Mode Suisse erschienen – sie ist HIER zu finden.

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