Sind Männer mit Dreitagebart Landesverräter?

MörgeliFoto

Hat Mörgeli recht: Ist man als Dreitagebartträger (speziell wenn man auch noch Chefredaktor der NZZ ist) ein Landesverräter? Danke für sachdienliche Hinweise bezüglich dieser Frage, welche mich gerade bewegt. M.H., ohne Adresse

Ich weiss schon, wovon Sie sprechen. Scheinbar hat die Zürcher SVP-Grinsekatze Christoph Mörgeli im Zuge der kollektiven Empörung über den Schweizer Volksentscheid zur Zuwanderungsinitiative einen Auftritt im deutschen TV gehabt, wo er u.a. auf NZZ-Vordenker Markus Spillmann traf. Ja, soviel habe ich mitbekommen. Dennoch werde ich mir die Aufzeichnung der Fernsehsendung nicht antun. Dazu fehlt mir die Lust am Thema – und auch an den Protagonisten. Ist ja irgendwie klar, wer in welche Richtung argumentiert, auch wenn man die Sendung nicht gesehen hat. Aber zum Glück geht es hier auch nicht um die Masseneinwanderungsinitiative, dich mich als gut integrierten Ausländer schon auch etwas ins Grübeln gebracht hat. Ich will ja nicht politisieren, das tun andere schon hitzköpfig genug.

Anne-Will

Es geht also um den Dreitagebart von Spillmann. Das soll ihn also als Landesverräter kenntlich machen? Hat der rechte Einpeitscher mit dem beängstigenden Smile das wirklich gesagt? Na dann gute Nacht, wenn der Mann jetzt auch noch Stiltipps gibt. Das ist  einigermassen absurd. Doch wenn man selbst stets akkurat glattrasiert ist, kann man Bartstoppeln natürlich schon als Bedrohung empfinden. Sie machen einen Mann etwas animalischer, rauer … ja vielleicht sogar ‚ausländischer‘? Immerhin haben die Araber doch Bärte, und die Türken Schnäuze! So muss der Herr M. wohl denken: Bart = fremdländisch. Allerdings vergisst er dabei den Alpöhi?

Ich denke, dass diese absolut absurde Episode dennoch eine hübsche Idee enthalten könnte: Lasst uns alle Bärte tragen! Als Zeichen von Internationalität, Offenheit, kultureller Vielfalt und Integrationswillen! Lasst die Schnäuze spriessen, aber nicht, um auf irgendwelche Gesundheitsprävention aufmerksam u machen (‚Movember‘), sondern um zu zeigen, dass es auch hierzulande Menschen gibt, die über die Landesgrenzen hinaus zu denken wagen. Damit hätte der Bart, der seinen Zenit als Unterscheidungsmerkmal der Zeitgeist-Beflissenen längst überschritten hat, plötzlich eine neue Berechtigung. Das gäbe dann die denkbar tollste Schlagzeile: ‚Neue Kraft für den Bart: Mörgeli rettet das wichtigste Hipster-Accessoire vor der Zeitgeist-Guillotine.‘

Und jetzt vertragt Euch bitte all wieder.

Morgeli-Kelin_Report

1 Comment

  • Antworten Oktober 6, 2014

    Dirk

    Wer fremde Schiffe kapern will, muss allenfalls Bart tragen. „Al die willen te kaapren varen, moeten mannen met baarden zijn“, so sagt ein flämisches Seemannslied.

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