We look into summer 2016

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Am letzten Donnerstag des Monats Januar am halbjährlich stattfindenden „Fashion Day“ des Deutschen Mode Instituts DMI teilgenommen, wo ich jeweils den „Zeitgeist“-Speech zur Eröffnung des Trendtages halten darf. Meine Rolle ist die eines sprechenden Kolumnisten, der laut über das Gefüge Mode – Lebensgefühl – Zukunftsentwicklung nachdenkt, ohne dabei auf allzu viel institutionelle Befindlichkeit Rücksicht nehmen zu müssen.

Wer diesen Blog hier regelmässig konsultiert, der kennt meine Gedanken und Haltungen, weswegen ich darauf verzichte, meine Aussagen aus Düsseldorf hier zu replizieren. Viel lieber will ich die Gedanken dreier Vor- und Nachredner am „Fashion Day“ teilen, die einen spannenden Ein- und Ausblick in die Entwicklung der Mode und des Zeitgeistes ermöglichen.

Gerd Müller-Thomkins, Geschäftsführer des Deutschen Mode Instituts in Köln, eröffnete den „Fashion Day“ mit ein paar Gedanken, die ich gut nachvollziehen kann und einer Haltung, die ich gerne teile. Müller-Thomkins sprach in seiner gewohnt assoziativen, frei philosophierenden Art von einem „Sehnen nach Sonne, Ruhe und Gelassenheit“, welche er bei vielen Branchenvertretern spüre und versprach einen „Tag der Besinnung und Inspiration“.

Die Stimmung an den Messen in Berlin sei gut gewesen, allerdings seien auch viele auf der Suche. „Die Suche nach dem richtigen Messeplatz ist auch immer eine Suche nach sich selbst“, stellte Müller-Thomkins fest. Um die Mode aus dem Würgegriff der Trash-Medien und der Discounter zu befreien und auch für anspruchsvolle Kunden wieder spannend zu machen, empfahl er den Weg über das besondere Material, welches der Schlüssel zur Erneuerung sei.

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Dr. Ulla Ertelt, Präsidentin des DMI und Marktforscherin aus Frankfurt, gibt am wichtigsten DMI-Branchenkongress jeweils aufschlussreiche Einblicke in die Halbjahreszahlen ihres Instituts und leitet daraus Handlungsempfehlungen für die folgenden Saisons ab. Nach einem recht positiven ersten Halbjahr 2014 sei die Kauflust im Herbst ins Negative gekippt und habe zu einem leichten Minus gegenüber Vorjahr geführt. „Wir haben uns zu einer roten Null durchgeschmuggelt“, sagt Ertelt. Dem zu warmen Herbstwetter könne man aber nur etwa 5 Prozent der Schuld am negativen Ergebnis geben.

Bemerkenswert sei, dass der Gesamtmarkt an Bekleidung punkto Menge/Volumen sich nicht rückwärts entwickle, sondern immer noch leichte wachse. Profitieren tue mit einem Plus von 1,5 Prozent vor allem der gehobene Markt sowie mit einem plus von 2,5 Prozent der Markt der Mitte, wogegen der Verdrängungswettbewerb im Preismarkt 2014 nur zu einem Minus von 3,3 Prozent geführt habe. Ganz ähnlich sieht’s bei der Männermode in Deutschland aus. „Die Mengen gehen nicht zurück, nur die Preise – und für den Preiszerfall sorgt der Handel mit Rabattschlachten selbst“, so Dr. Ulla Ertelt.

Um die Kunden auch in Zukunft in die Läden zu locken, müsse der „Masse an Information“ nicht mit einer „Masse an Mode“ begegnet werden, sondern mit ausgesuchten Sortimenten. Dr. Ulla Ertelt nennt dies „Smart Retailing“, wenn man für die Kunden „die Komplexität des Angebots“ reduziert und „Klarheit und Eindeutigkeit“ an den Tag lege. Shopping sei heute eine beliebte Freizeitgestaltung, und da müsse man es den Kunden doch so einfach und angenehm machen.

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Christel Wickerath, Autorin der „Textil-Wirtschaft“ aus Frankfurt und eine erfahrene Marktbeobachterin, sprach schliesslich über den „Reality Check“, den sie in den Stores macht und feststellt, dass in der zurückliegenden Saison „zu viel, zu gleich, zu warm und zu dunkel“ war. So wäre der Wollmantel, der den Parka-Hype ablöst, eigentlich erfolgreich gewesen, hätte man ihn nicht in die Klassik gehängt und vergessen, zu dem neuen Teil auch neue Inspirationen und Modebilder zu liefern, etwa mit Jeans und Sneakers.

Auch Wickerath stellte fest, „dass die Lust an Mode ungebrochen ist, im Handel aber oft die besonderen Teile fehlen.“ Die Kunden hätten heute die Schränke voll, deswegen müsse man sie mit Neuem begeistern. Spannendes Detail: Nach Jahren des „dressing downs“ entwickle sich vielerorts auch die festliche Abendmode wieder positiv. „Die Leute machen sich für einen Event oder ein Fest wieder fein“, sagte Christel Wickerath vor dem DMI-Publikum.

Wer nun mehr über die „key items“ für die Saison Sommer 2016 wissen möchte und vielleicht auch, mit welchen Modethemen das Deutsche Mode Institut seine Mitglieder in diese Saison schickte, der sollte sich über die Website des Instituts in Köln melden und das halbjährlich erscheinende Trendbook bestellen, das alles sehr kompetent und komplett zusammenfasst. Ich freue mich, auch dafür ein Vorwort geschrieben zu haben.

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