Manchmal gelingt es dem Sonntags-Stiljäger, an einem Ort und Tag gleich zwei Treffer zu landen – das ist toll, weil man dann „Vorsprung“ gegenüber dem selbst auferlegten Rhythmus hat, bringt einen aber auch in Nöte, weil man kaum zwei Mal das gleiche Ereignis zum „Aufhänger“ der Geschichte machen kann. Bei Fiona Knecht, die ich im Rieterpark in Zürich traf (wo ich schon Regina Buchter fotografiert hatte), war das so. Deswegen bleibt in dem Text, der am Sonntag, 21. August in der „NZZ am Sonntag“ erschienen ist, der Ort der Begegnung unscharf. bzw. der Text suggeriert, ich hätte Fiona im Botanischen Garten getroffen.
Ungeachtet dieser leichten B-Note bezüglich Ort des Geschehens finde ich dieses „Sonntagsoutfit“ ein sehr schönes, weil Fiona K. wirklich eine besondere Frau ist, die einen ganz einnehmenden Humor, Charme und Liebreiz hat. Sie ist wirklich eine sehr positive Persönlichkeit, und ich vermute, dass sie daraus die viele Energie bezieht, die sie für ihre vielfältigen Aufgaben braucht. Here we go, hier kommt die Geschichte, wie sie erschienen ist …
Rotkäppchen lebt! Wer im Unterholz der Parks von Zürich am Sonntag gut aufpasst, kann es in Gestalt der Multitaskerin Fiona Knecht wiederentdecken.
Modische Menschen zu erspähen, ist, wie wenn man im Garten nach Vögeln Ausschau hält. Man sieht hundert braune Amseln und graue Spatzen, aber plötzlich flattert ein Exot vorbei und erfreut das Auge. So geht es einem auch, wenn man am Sonntag durch die Stadt streift: Plötzlich gerät einem eine liebenswerte und schöne Individualistin vor die Linse, die ausserdem ein spannendes Leben führt.
Fiona Knecht, 30, ist Geschäftsführerin des ältesten CD-Ladens der Stadt, den sie von ihren Eltern übernommen hat. Zudem ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Industriedesign an der Zürcher Hochschule der Künste und überdies Designerin des eigenen Accessoire-Labels Fiona K. Drei Jobs, die andere einzeln schon ausfüllen würden. Knecht, die demnächst einen neuen Laden im Kreis 4 eröffnet, sagt: „Ja, ich arbeite viel, aber es erfüllt mich alles auch mit viel Freude.“
Am meisten Spass mache ihr die Arbeit als Textildesignerin, die sich Ende 2015 eher zufällig ergab. „Ich entwarf ein buntes Seidenfoulard für meine beste Freundin und publizierte ein Bild davon auf Facebook. Seither gibt es eine konstante Nachfrage nach den Tüchern“, erzählt Knecht. Auf den verspielten Foulards tummeln sich allerhand Tiere, Objekte und Pin-up-Girls in lasziven Posen.“Ich mag den femininen Stil und den Liebreiz der fünfziger Jahre“, sagt Fiona Knecht, „in Pin-ups sehe ich eine Kunstform, die spielerisch mit Weiblichkeit umgeht“.
Bei unserer Begegnung trägt Fiona Knecht ein Kleid des niederländischen Vintage-Labels Bannou, das sie vor kurzem bei Dotti s in Zürich gekauft hat. Ich brauchte etwas Unifarbenes, was das Foulard gut zur Geltung bringt , sagt sie. Darunter blitzt ein schwarzer Tüll-Pettycoat von Hellbunny hervor. Die Stoffblumen im Haar sind von H&M, die Ohrringe von der Pariser Marke Les Néreides. Die Pumps sind ebenso ein Vintage-Fund wie der Mantel; die Umhängetasche von Mysuelly hat sie bei Komplementair in Zürich gekauft.
Eine wichtige Inspiration ist für Fiona Knecht die Natur. Am Sonntag gehe sie gerne raus, etwa in den Botanischen Garten. Oder höre Musik aus den 50er bis 70er Jahren: „Ich mag Jazz, Rock‘n‘Roll und den Bubblegum-Sound mit seinen positiven Melodien“, sagt sie. Mit dem Vintage-Modestil, der sie so anspricht, nimmt es Fiona Knecht aber nicht so genau. „Ich habe meine Adressen, die ich immer wieder aufsuche, kombiniere aber auch gerne etwas Zeitgenössisches von H&M oder so dazu.“